Ostgriechisches Gebirge.
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4. Ostgriechisches Gebirge.
Das Ostgriechische Gebirge wird aus Ketten und Gruppen gebildet, die sich vorwiegend
mit ö. Streichen an das w. Faltengebirge anschließen. Die Ketten zogen sich einst nach den gleich¬
artig streichenden Kleinasiens hinüber, bis sie durch das Einsinken des Bodens, den jetzt das Ägäische
Meer füllt, und durch Brüche sich in die Inselwelt der „Ägais" auslösten. Diese Ägais, durch
Gebirgsbau, Klima und Bevölkerung als ein einheitliches Gebiet gekennzeichnet, erstreckt sich von
den Höhen des Pindns bis nach Kleinasien hinein; sie war im Altertum und ist zum Teil noch
heute die Hauptstätte des Hellenentums. Teile dieser Ketten, deren Kahlheit zum plastischen
Gepräge der griechischen Landschaft gehört, sind:
a) Thessalien. Vom Pindus laufen die Kambunischen Berge über den vielzackigen, aus Schiefern
und Marmor aufgebauten Götterberg Olymp (2985 m, also etwas höher als die Zugspitze und der Grau
Sasso); zwischen beiden lieferte der Meluna-Paß, nur 540 m, auch im Altertum den Hauptweg nach Maze¬
donien. Zwischen den Steilwänden des Olymp und der Ossa (1923 in) führt durch das herrliche, mit
üppigen Platanen, Eichen und Ulmen prangende Tal Tempe, d. i. Einschnitte, der Peneios die Ge¬
wässer Thessaliens ins Meer und hat dadurch dessen einst von Seen bedeckte Täler trockengelegt. Im S.O.
umrahmt der Pelion (1618 m) den Pagasäischen Busen. Im S. der Othrys (1730), die „Braue über
dem Auge des Malischen Golfs", fortgesetzt in den von dichter Macchie bedeckten Bergen Euböas. —
Zwischen jenen Bergen liegt das Thessalische Kesselland, durchzogen von mehreren Kreide kalkketten, so
den bis 850 m ansteigenden Kynoskephalai, auffällig zu „Hundsköpfen" verwittert. Da, wo der Peneios
in die Ebene tritt, ist bei Kalabaka durch canonartige Furchen ein zerklüftetes Felsgebiet in Einzelfelsen
aufgelöst^, und diese tragen die auf gewöhnlichem Wege nicht zugänglichen, nur auf Leitern oder durch
Winden erreichbaren Mete'ora-Klöster. Von 24 sind noch 6 erhalten, 4 bewohnt.
Diese einzige größere, fruchtbare Ebene des Königreichs wurde, 1881 durch den Berliner Kongreß ihm
hinzugefügt, sein Getreidespender; sie will sich jetzt aber dem Baumwollenbau zuwenden. Im N.O. die
uralte LandeshauptstadtLärissa; Bölos (Volo) ist der Handelshafen Thessaliens. Beide sind durch Bahnen
über Lamia und Theben mit Athen verbunden, und der Anschluß nach Saloniki wird nunmehr bald folgen
müssen.
b) Mittelgriechenland. Während der Westen vom erlragsarmen Faltengebirge erfüllt ist
und dämm auch im Altertum von geringer Bedeutung war, erheben sich die meisten von
Sage und Geschichte geweihten, räumlich wenig ausgedehnten, aber dämm nicht niedrigen,
zumeist nach O. streichenden Bergzüge ö. des 22. Meridians mit kleinen Tallandschaften und
Ebenen, welche den Partikularismus der Hellenen so sehr begünstigten.
Die Ota (2152 m) tritt mit dem 1374 m hohen Kallidromos so dicht an den Malischeu Golf, daß
sie im Altertum den Paß von Thermöpylä, d. i. Warmtore (wegen seiner warmen Salz-und Schwefel¬
quellen), bildete. Jetzt ist dieser durch die Anschwemmungen des Spercheios in eine bis zu 14 llm breite,
136 qkm große, zumeist sumpfig gebliebene, jedoch im Sommer gangbare Ebene verwandelt. Am
ö. Ende der Enge ragt noch heute der Grabhügel des Leonidas und seiner Spartiaten, auf dem das
Löwendenkmal die Inschrift trug:
„Unter den Tieren bin ich der Gewaltigste, unter den Menschen
Er, den ich halte bewacht hier in dem steinernen Grab".
Der Parnaß? (2460m), über dem jüngst wieder ausgegrabenen Delphi; der Helikon am Korin¬
thischen Golfe; Kithäron (1411m) und Parnes (1413 m)) auf der Grenze von Böotien und Attika;
hier der Marmorberg Pentelikön, fast von Brockenhöhe, der heidebedeckte Hyme'ttos, s.ö. von Athen,
und das silberspendende Laurion-Bergland. Es endet im Kap Sunion, jetzt Kolönnais ( —Säulen-
kap), weil von ihm die letzten 13 Säulen des antiken Athenetempels weithinaus ins Meer schimmern.
Der unvergängliche Glanz der antiken Herrlichkeit hat der Stadt des Theseus die Ehre verschafft, die
Hauptstadt des neuen Griechenlands zu werden. Athen erhebt sich am Fuße des Lykabettos, zwischen
den Überresten des Altertums entstanden, aber vom Plane der antiken Stadt insofern abweichend, als
die Akropolis (156 m) ziemlich in deren Mitte lag, während die Häuser der neueren Stadt nur an den
n. und den ö. Fuß des alten Burgberges reichen. (S. Bild 169, S. 381.) Neben manchen Trümmern
1 S. Bild 168, S. 381.
2 S. nebenstehendes Buntbild.