fullscreen: Die neuere Zeit (Bd. 3)

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Nothwendigkeit einer festeren Vereinigung. Ernst Moritz 
Arndt regte durch seine vaterländischen Gedichte, Ludwig 
Jahn durch die Wiederbelebung des Turnwesens und Joseph 
Görres durch seinen Rheinischen Merkur diese Stimmung 
mächtig an. Besonders bei der studierenden Jugend der Uni¬ 
versitäten zündete der Gedanke des deutschen Einheitstaates. 
Die unruhige Stimmung zeigte sich zuerst bei dem zur Er¬ 
innerung an die Reformation gefeierten Wartburgfeste (18. Octbr. 
1817). Der Dichter und ehemalige russische Staatsrath Kotzebue 
wurde, weil er für einen russischen Spion galt, von dem Stu¬ 
dierenden Karl Ludwig Sand in Mannheim ermordet, und bald 
darauf ward auf den Nassauischen Regierungs-Präsidenten von 
Ibell ein ähnlicher Mordversuch gemacht. Um diesen aufge¬ 
regten Geist der Jugend zu unterdrücken, hielten mehrere 
Minister und Staatsmänner auf die Einladung des österreichi¬ 
schen Ministers Fürsten Metternich eine Zusammenkunft zu 
Karlsbad, deren Folge die Aufhebung der Pressfreiheit, die 
Ueberwachung der Universitäten und die Einsetzung einer Com¬ 
mission in Mainz zur Untersuchung demagogischer Umtriebe 
war, Aug. 1819. Zugleich wurde bestimmt, dass die Bundes¬ 
beschlüsse für alle Regierungen massgebend sein sollten. Die 
Mainzer Commission übte bald eine erschreckliche Thätigkeit 
aus. Alle Gedanken an einen deutschen Einheitsstaat wurden 
als Verbrechen ausgelegt; Jahn wurde verhaftet, E. M. Arndt 
seines Amtes entsetzt, J. Görres musste in die Schweiz flüchten 
und viele Studierende der Universitäten wurden als Demagogen 
strenger Festungshaft überliefert. Metternich, welcher dem 
Grundsätze der heiligen Allianz huldigte, dass alles für das 
Volk, nicht durch das Volk geschehen müsse, suchte aber nicht 
bloss den deutschen Freiheitsbestrebungen einen Damm ent¬ 
gegenzusetzen, sondern auch den constitutionellen Verfassungen 
den rechtlichen Boden zu entziehen. Daher liess er auf einer 
Ministerconferenz zu Wien in der sogenannten Wiener Schlus s- 
akte erklären, dass die ganze Staatsgewalt in den monarchisch 
regierten Staaten in der Hand des Herrschers vereinigt bleiben 
müsse, welcher nur in der Ausübung einzelner Rechte an die 
Mitwirkung der Stände gebunden sei, 20. Mai 1820. 
Auf Preussen, wo eine patriotische Partei mit Gneisenau,
	        
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