Full text: [Landeskunde des Deutschen Reiches] (H. 4 = Lehrstoff der Obertertia)

3. Südwestdeutsches Gebirgsland. 
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schneidet (s. Bild 10), und führt es unterirdisch der mächtigen Quelle der Aach uud 
durch sie dem Bodeusee zu. Daher erklären sich die Quellenarmut und die leeren 
Bachrinnen. Doch ist jüngst durch Anlegung von zahlreichen Wasserbehältern dem 
armen Lande bedeutend geholfen. So fehlt es nicht an einzelnen korn- und obst- 
reichen Strichen, an Lanbwälvern und Weiden, die Schafzucht ermöglichen, und die 
Täler, wo die vom Kalkstein verschluckten Niederschläge als ergiebige Quellen zutage 
treteu, bieten liebliche Landschaften und behagliches Leben. — Am oberen Kocher 
lagern Eisenerze, durch deren Verarbeitung die Industriegegend von Eßlingen nach 
O eine Verdichtung der sonst spärlichen Bevölkerung bewirkt hat. 
b) Der Fränkische Jura wendet sich jenfett der Altmühl nach N. Er 
steigt nicht über 700 m (f. Fig. 12). 
Die durch schrosswandige, tiefe Flußtäler unterbrochene Platte zeigt im nörd- 
lichsten Teile, zwischen Main, Pegnitz nnd Rednitz, merkwürdige, an vorgeschickt- 
lichen Knochen nnd an Tropssteingebilden reiche Höhlen und hervorragende land- 
schaftliche Anmut. Diefe Gegend heißt „Fränkische Schweiz" (f. Bild 11). Die 
Senke zwischen der mittleren Rednitz und unteren Altmühl, eine alte, wichtige 
Verkehrsstraße, durchschneidet der Ludwigskanal. 
Das gUnze Becken liegt tiefer als das Deutsche Alpenvorland und hat darum eiu § 21. 
weit milderes Klima, besonders in den sonnigen Geländen des Main- und Neckartales. 
(S. die Temperaturkarte!) Wärmeres Klima dringt vom Rhein her am Main und 
Neckar weit ostwärts vor. Die Regenhöhe s. auf der Regenkarte! Das Land ist reich 
an Quellen und Bächen. Die nordöstlichen und nordwestlichen Gebirge halten die kalten 
Nordwinde ab. So gedeihen an den Uferbergen des Mains und des Neckars köstliche 
Weinreben und edle Obstarten, denen die heißen Sommer und milden Winter beson- 
ders förderlich sind. Der lohnende Ackerbau liefert meist Weizen uud Gerste, das Fluß- 
gebiet der Rednitz ist das wichtigste deutsche Hopsenland, selbst in den mittelhohen 
Tälern des Jura gedeiht noch Hopfen, und um Nürnberg und Erlangen auch Tabak. 
Übersicht der Höhenlage in m. § 22. 
Schwäbischer Iura . 1000 
Ries 450 
Fränkischer Iura . . 700 
Tübingen . 320 
Stuttgart . 250 
Heilbronn .150 
Nürnberg .310 
Bamberg. . 240 
Würzburg .170 
Frankenhöhe. . 600 
Steigerwald . . 500 
Spessart .... 600 
Die Bewohner. Das südliche Neckarland wird von Oberdeutschen, den § 23. 
Schwaben, bewohnt. Die Linie Pforzheim-Enzmündung-Nördlingen 
bildet die Südgrenze des mitteldeutschen Frankenstammes. 
Das gesegnete Land und der heitere Himmel haben fröhliche Menschen mit 
lebhaftem Geiste erzogen. Da es der Landschaft an einem natürlichen Mittel- 
punkte fehlt, so sind die Bewohner nicht zur staatlichen Einheit zusammen- 
geführt, und da der äußere Gebirgsgürtel auf allen Seiten bequeme Pforten 
und Pässe besitzt, so sind Staaten von außen her in das Schwäbisch-Fräukische 
Becken hineingewachsen. (S. den Atlas!) Nur Württemberg ist im Neckar- 
gebiet erwachsen und ist von hier nach 3 über den Jura hinausgedrungen. 
Das Stromgebiet des Mains bis zum Spessart einschließlich ist bay- 
rischer Besitz und in die Regierungsbezirke a) Oberfranken, b) Mittel¬ 
franken, c) Unterfranken eingeteilt. 
E. von Seydlitz, Geographie. G. 4. o
	        
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