Full text: [Europa ohne das Deutsche Reich, Elementare mathematische Erdkunde, Verkehrsgeographie] (H. 5 = Lehrstoff der Untersekunda)

I. ApikgkMkl ans dn GWchtk. 
Ä. Aas deutsche Attert«m. 
1. Des Vaterlandes Geschichte. 
Man liest doch nichts lieber als seines Volkes Geschichten. Sie 
stellen die alten Begebenheiten dar, als wäre man dabei, rufen die Geister 
der Entschlafenen aus ihren Gräbern und lehren uns handeln als unter 
ihren Augen, in guten Dingen zur Ermutigung, in schlechten zur Be¬ 
schämung und zeitigen Rückkehr; trösten und geben Rat in gegenwär¬ 
tigem Unglück, gleich wie sie winken zur Vorsicht und Mässigung im 
Glück, auf dass sich kein Unglück daraus erzeuge. Bedeutung geben sie 
manchem Platze, an welchem wir sonst ohne Gedanken vorübergingen. 
Wie mit scharfem Stachel reizen sie das jetzt lebende Geschlecht, sich 
doch von dem Ruhme der Väter nicht überstrahlen zu lassen oder, im 
umgekehrten Falle, die geerbte Schande doch auszulöschen durch besseres 
Thun. Säulen der Dankbarkeit sind sie, von den erkenntlichen Zeit¬ 
genossen errichtet, oder Schandpfähle, an denen die Schlechten viele 
Jahrhunderte stehen, Wecker aus dem Schlafe, Hebel in der Versunken¬ 
heit, Spiegel einer schöneren Zukunft und Sonnenstrahlen auf die Gemüter, 
so von der Selbstsucht übereiset worden. Klaus Harms. 
2 Der Götterglaube der alten Germanen. 
In dem, was ein Volk glaubt, stellt sich am besten sein Charakter 
dar. Dies ist auch bei unseren Vorfahren der Fall. Es waren die 
Kräfte der Natur, die sie unter den riesigen Bäumen, an rauschenden 
Wasserströmen, auf weitblickenden Höhen und in schauerlichen Wald¬ 
schluchten verehrten; aber dieselben hatten bereits bei unseren Vorfahren 
persönliche Gestaltungen angenommen, wenn auch nicht in so vollendetem 
Grade, wie dies bei den Griechen geschehen. Und noch heute leben 
diese Gestalten, dem Volke unbewusst, in Märchen und Lagen, im Zauber¬ 
spuk und Gespensterglauben fort und lassen uns Schliessen auf die einst 
von unseren Vorfahren verehrten Götter. 
Die Deutschen kannten einen Himmelsgott, Wuotan oder Wodan, 
einäugig — denn der Himmel hat auch nur ein Auge, die Sonne — der 
den grauen Wolkenhut und den blauen Sturmmantel trägt. Im brausenden 
Wetter fährt er einher, hoch zu Ross durch die Luft, gefolgt vom wü¬ 
tenden Heer gleich dem wilden Jäger, der sein Abbild in der Sage ist;
	        
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