II. Festland von Australien mit Tasmanien.
und Schlinggewächsen. Das Weideland der Niederung ernährt zahlreiche
Rinderherden, und das fruchtbare Acker- und Gartenland bringt dem
Chinesen, der es meist bestellt, reichen Ertrag (Bild 3).
Die Murray-Därling-Ebene ist eine Sandsteinfläche, die von dem
einzigen größeren Flußsystem Australiens, dem Murrah und seinen Neben-
flüssen, bewässert wird. Wo entspringt der Murray? Wie erklärt sich die Ent-
stehung dieses Flußnetzes? Der Murray ist fast so lang wie die Elbe, aber nur
zur Zeit des Hochwasserstandes schiffbar. Seine Mündung ist durch eine vor-
gelagerte Barre für die Schiffahrt gesperrt. Von rechts her empfängt er seinen
längsten Nebenfluß, den Darlings Viele seiner Nebenflüsse erreichen ihn nur
zur Regenzeit und verlieren sich sonst in Sumpflandschaften. Sie bilden wie
die Gewässer des innern und westlichen Hochlandes sogenannte Krieks, deren
Wasserfäden in der überwiegend herrschenden dürren Zeit zu Perlenschnüren
von kleinen Wasserlachen zusammenschrumpfen (Bild 2). Durch Ableitung des
Murray-Därliug aus die benachbarten Äcker, durch Errichtung von Staudämmen
und durch Anlegung Artesischer Brunnen (Bild 1) hat man fruchtbares Acker-
und Gartenland gewonnen und die Weideflächen derart vergrößert, daß Austra-
lien das viehreichste Land der Erde geworden ist, trotzdem langanhaltenden
Dürren oft Millionen Schafe zum Opfer fallen. Die Umgebung von Adelaide
[iidelcd], der Hauptstadt Südaustraliens, weist ausgedehnte Weizenfelder auf,
die zum Teil von deutschen Kolonisten bestellt werden. Adelaide, nordwestlich
von der Mündung des Murray, bringt die Landeserzeugnisse: Wolle, Fleisch (in
gefrorenem Zustande), Butter, Käse und große Mengen von Kupfer, das be-
sonders auf der westlich von Adelaide gelegenen Halbinsel gefunden wird, in
den Handel. Eisenbahnen verbinden die Küste mit dem ertragreichen Innern
des Landes, auch wird eiue Überlandbahn längs des Überlandtelegraphen ge-
baut, die von Adelaide die Nordküste bei Port Darwin ^där-nin — ui ein-
filbig] erreichen soll.
3. Das Hochland.
Das am West- und am Südrande muldenförmig aufgestülpte Tafelland
wird von einzelnen Kuppen und Bergketten überragt. Es ist infolge der ge-
ringen Niederschläge teils völlige Wüste, teils Scrub [s!rab], d. i. undurchdring¬
liches Buschdickicht aus dornigen Akazien oder strauchartigen Eukalypten, „der
Fluch Australiens". Nach außen umgeben das Dorngestrüpp weite Flächen, die
mit Stachelschweingras bewachsen sind. Es ist zur Weide unbrauchbar und ver-
ursacht Roß und Reiter die größten Beschwerden. Quellen fehlen, die Flüsse
sind nur Krieks (Bild 2). Einheimische Nahrungspflanzen gibt es hier eben-
sowenig wie im übrigen Australien. Und da vor der Einwanderung europäischer
1 Der Mnrray-Därling läßt sich nicht entfernt mit den großen Flußsystemen der übrigen
Erdteile vergleichen. So bewegt z. B. der Amazonenstrom in der Sekunde 80 000 cbm Wasser
vorwärts; der Jäntsekiang kann bis 1300 km aufwärts befahren werden, und das schlammige
Wasser des Kongo ist noch 400 km von der Mündung entfernt im Ozean erkennbar, während
der Murray-Därling für die größere Hälfte des Jahres selbst für Boote nicht befahrbar ist.