Full text: Die außereuropäischen Erdteile (H. 4)

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Australien. 
Gegen die Pflanzenwelt tritt das einheimische Tierleben hier, wie in Ozeanien ^über- 
Haupt, sehr zurück. , Es ist am stattlichsten vertreten in der herrlich bunten Vogelwelt 
(Paradies- und Nashornvögel, Papageien und Kakadus), hingegen sind Säugetiere 
(Beutelratte, fliegender Hund) nur sehr spärlich zu finden. Unter den von den 
Europäern eingeführten Haustieren behauptet bei allen ozeanischen Völkern das 
Schwein in der gesamten Viehzucht den ersten Platz. 
4. Die eingeborene Bevölkerung besteht fast ausschließlich aus den wilden, 
den Australnegern verwandten Papua. Sie sind dunkelbraun bis schwarz und 
haben fein gekräuseltes, dichtes Haupthaar, das sie auf Neuguinea zu einer 
gewaltigen, mit allerlei Schmuck besteckten Perücke aufzubauen lieben. Sie 
siedeln sich in einsamen Pfahl- und Baumdörfern an. 
Manche Stämme sind noch Menschenfresser, wozu neben dem Aberglauben der 
Umstand beiträgt, daß sie außer von Fischen und Vögeln und sehr spärlich vorhandenen 
Schweinen und Hunden kaum Fleischnahrung gewinnen. Sie pflanzen Kokospalmen 
an und ernähren sich im übrigen von dem, was ihnen die gütige Natur an Dams, Taro, 
Zuckerrohr, Bananen usw. ohne ihr Zutun beschert. Dabei sind sie aber geweckt und 
fleißige Handwerker und verstehen sich auf Töpferei, Holzschneiderei und den Bau 
der Boote mit Auslegern, mit denen sie geschickt die Riffe durchkreuzen. 
Von Europäern, denen die Inseln gehören, haben sich Engländer, Franzosen 
und in jüngster Zeit auch Deutsche dort niedergelassen. 
5. Die einzelnen Inseln und Inselgruppen. 
a) Neuguinea. Es ist mit 785 000 qkm die zweitgrößte Insel der Erde, 
so groß wie die Skandinavische Halbinsel, und zählt etwa 840 000 E. 
Von NW nach SO erstrecken sich mächtige Gebirge, die bis zur Alpenhöhe 
aufsteigen. Nach der sumpfigen Küste ziehen sich fruchtbare Ebenen hinab, 
zu denen schiffbare Flüsse den Zugang öffnen. An der Nordküste mündet der 
Kaiferin-Augustasluß, der bereits von kleinen Dampfern befahren wird 
und das dem Europäer durch Klima und Eingeborene (Bild 39) feindliche Land 
weithinein erschließt. Die Nordküste weist gute Ankerplätze auf. An der Süd- 
küste werden Schwämme und Perlen gefischt. 
Die westliche Hälfte ist niederländisch, von der östlichen ist der 8 
englisch, der N deutsch2: das Kaiser-Wilhelmsland. Es ist halb so groß 
1 Gemeinschaftlicher Name der australischen Inseln. 
2 Nachdem Amerika entdeckt und der Seeweg nach Ostindien aufgefunden worden war, 
nahmen die am Atlantischen Ozean gelegenen europäischen Staaten, Spanien, Portugal, 
England, Frankreich und Holland, einzelne Gebiete der fremden Erdteile in Besitz und grün- 
deten somit Kolonien. Deutschland konnte damals in seiner Zersplitterung und Ohnmacht 
sich an der Verteilung der Erde unter die europäischen Staaten nicht beteiligen. Der Große 
Kurfürst erwarb zwar vor mehr als 200 Jahren einen Streifen Landes an der afrikanischen 
Goldküste, aber diese erste Kolonie eines deutschen Staates ging sehr bald wieder verloren. 
Erst nachdem Deutschland durch die Einigung im Jahre 1871 sich zur ersten Landmacht 
Europas emporgeschwungen, und erst nachdem es sich auch eine Seemacht geschaffen hatte, 
war es ihm möglich, Ländergebiete in fremden Erdteilen zu erwerben. So entstanden 1884 
die ersten deutschen Schutzgebiete, die in den folgenden Jahren derartig erweitert wurden, 
daß die gegenwärtigen Besitzungen des Deutschen Reiches seine fünffache Größe umfassen. 
Diese Kolonien sind — wie auch die der andern Staaten — nach der Benutzung dreifacher Art:
	        
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