76 Friedrich Wilhelm II. 
Unterdessen wüteten die Parteien untereinander. Die Girondisten 
fielen unter der Guillotine, mit ihnen auch der Herzog von Orleans, 
der sich, um den Jakobmern zu.^schmeicheln, „Bürger Weichheit" nannte. 
9t o b e § p i eTre~MTefT~~mit unumschränkter "Mwals und beherrschte 
Frankreich durch den Schrecken. Am 16. Oktober 1793 bestieg auch die 
Königin das Blutgerüst; ihr folgte bald der H erzog vonOrleans; 
ebenso gelang es Robespierre, seinen Nebenbuhler Danton^inrichten 
zu lassen. An manchen Tagen starben 150 PersonM"Mf ^dem Blut¬ 
gerüst, so daß ganze Geschlechter ausgerottet wurden. Als Robespierre 
trotz seiner Gewalt seine Macht wanken sah, beantragte er beim Kon¬ 
vent , den Glauben an Gott und W'"Unsterblichkeit wieder einzuführen, 
was unter großen Festlichkeiten auch geschah. Als aber der Tyrann mit 
neuen Anklagen gegen Mitglieder des Konvents auftrat, schrie man 
auch ihm entgegen: „Nieder mit dem Tyrannen!" Er ahnte seinen 
Sturz und versuchte sich zu erschießen; da ergriff und guillotinierte man 
ihn nebst etwa 100 seiner Anhänger. Allmählich kehrten jetzt geordnete 
Verhältnisse zurück. Im Jahre 1795 ging der Konvent auseinander, 
und statt seiner trat das Direktorium an die Spitze des Staates; 
aber schon lag die ganze Kraft des Landes in der Armee und ihren 11 
jungen Generalen. 
7. Friedrich Wilhelm II.; 1786-1797. 
a. Seine Thätigkeit im Innern. Friedrich der Große hatte keine 
Nachkommen; daher ernannte er seinen Bruder, Prinz August Wilhelm, 
zu seinem Nachfolger. Als dieser aber von seinem königlichen Bruder 
nach der unglücklichen Schlacht bei Kolin bittere Vorwürfe erfahren 
mußte, entfernte er sich vom Kriegsschauplatze und starb schon im folgen- 
den Jahre. Sein Sohn Friedrich Wilhelm ward hicmufHttm 
Prinzen von Preußen ernannt und damit als Thronfolger bezeichnet. 
Derselbe war milde, gutmütig und wohlwollend und von großem, Hatt- 
lichem Körperbau; aber es fehlte ihm die feste Willenskraft; er ver- 
mochte seinen Neigungen nicht zu gebieten und ließ sich von Günstlingen 
und Weibern leicht beherrschen. Daher mochte ihn sein königlicher Oheim 
nicht recht leiden; zu Staatsgeschäften zog er ihn erst in den letzten 
Jahren heran. Selbst für tüchtige Fürsten war es schwer, als Nachfolger 
des großen Friedrich sich mit Ruhm auf dem Throne zu behaupten; 
Friedrich Wilhelm wurde dazu in einer Zeit berufen, wo der Sturm 
der Revolution die alte Ordnung der Dinge erschütterte und wo es für 
Fürsten doppelt schwer war, das Rechte zu treffen. Eine der ersten Re¬ 
gierungshandlungen des neuen Königs war die Abschaffung der Regie 
und des Kaffee- und Ta baksmonopols; die französischen Beamten 
wurden zur Freude aller Unterthanen entlassen. Um den Ausfall an 
Staatseinnahmen zu decken, mußten aber neue Steuern eingeführt, alte 
erhöht werden; als auch dies noch nicht hinreichte, wurde das Tabaks- 
monopol wieder hergestellt. Von wohlthätigen und bleibenden Folgen
	        
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