Full text: [Dritter Teil = (6. bis 8. Schuljahr)] (Dritter Teil = (6. bis 8. Schuljahr))

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zugeben. Wer hätte nun wohl besser das Reformationswerk in Pommern 
durchführen können als Johann Bugenhagen! Als geborner Pommer 
kannte er die Verhältnisse des Landes genau. Dazu war er ausgerüstet 
mit hervorragenden Eigenschaften seines Volksstammes, besonnen, tapfer, 
treu, gutherzig und, wenn es not tat, auch grob. So war Bugenhagen 
wie kein andrer geeignet, die kirchliche Ordnung herzustellen. Er wurde 
denn auch zu diesem Werke berufen. 
9. Am 13. Dezember des Jahres 1534 versammelten die pommerschen 
Herzöge Philipp I. von Wolgast und Barnim X. von Stettin zahl¬ 
reiche Edelleute, Geistliche und die Abgesandten der vornehmsten Städte 
in Treptow an der Rega zu einem großen Landtage. Hier sollte über 
die Neuordnung der kirchlichen Angelegenheiten gemeinsam beraten werden. 
Bugenhagen leitete die Versammlung. Es war ein schweres Amt, das 
ihm aufgetragen war. Mancher Widerspruch gegen seine Vorschläge er¬ 
hob sich, namentlich von seiten der Geistlichen und des Adels. Aber mit 
Hilfe der Fürsten und Städte wurde eine neue Kirchenordnung festgesetzt. 
Die meisten Klöster wurden aufgehoben. Ihre Ländereien nahmen die 
Herzöge in Verwaltung. Die Kirchengüter sollten zur Unterhaltung von 
Armen und Kranken und zur Einrichtung von Schulen benutzt werden. 
Die Prediger sollten von der Obrigkeit gewählt werden und sich ver¬ 
heiraten dürfen. Im ganzen Lande sollte das Wort Gottes lauter und 
rein gelehrt werden, alle Papisterei und widergöttliche Zeremonien ab¬ 
getan sein. Alles dieses wurde in einer „Kirchenordnung des ganzen 
Pommerlandes" niedergelegt, die Bugenhagen in plattdeutscher Sprache 
verfaßt hat, und die in Pommern in vielen Stücken heute noch gilt. 
Nach KanHow und Barchold. 
163. Deutschland vor und nach 1618. 
1. Deutschland galt um das Jahr 1618 für ein reiches Land. Selbst 
der Bauer hatte in dem langen Frieden einige Wohlhäbigkeit erlangt. 
Die Zahl der Dörfer in Thüringen und Franken war etwas größer als 
jetzt. Auch die Dörfer waren nicht ganz ohne Schutzwehr; breiter Graben, 
Zaun oder Wand von Lehm und Stein umgrenzten oft die Stätte des 
Dorfes. An den Hauptstraßen hingen Tore, die zur Nacht geschlossen 
wurden. Oft war der Kirchhof mit besonderer Mauer geschützt; er bildete 
mehr als einmal die Burg und letzte Zuflucht der Bewohner. Dorf und 
Flur wurden durch Nacht- und Tagwächter beschritten. Die Häuser waren 
zwar nur von Holz und Lehm in ungefälliger Form, oft in engen Dorf- 
straßen zusammengedrängt, aber sie waren nicht arm an Hausrat und
	        
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