3. Südwestdeutsches Gebirgsland. I. Schwäbisch-Fränkischer oder Deutscher Jura. 13
An den Bruchlinien und da, wo die Schollen besonders stark zertrümmert waren,
quollen mehrfach Massen von Durchbruchsgesteinen hervor. Damit steht öfter
das Vorhandensein der heißen Quellen im Zusammenhang. Im Jura entstand der
Kessel des Ries als ein Senkuugsfeld, aus dessen Bntchlinien Ergußgesteine hervor¬
traten. Vulkanische Berge erhoben sich in großer Zahl auch nordwestlich vom
Bodensee im Hegau, unter ihnen der Hohentwiel (Bild 4).
Der Rheingraben (so heißt die Oberrheinische Tiefebene) ist mit jungen Fluß-
ablagerungen überdeckt. Er ist eine Anschwemmungsebene. In die höheren Teile
der Gebirge (Wasgenwald, Schwarzwald) wurden durch die Gletscher der Eiszeit
zahlreiche Felskessel (Kare) eingegraben, in denen sich öfter kleine Seen ange-
sammelt haben. Auch sind hier durch die Gletscherbeweguug die Berge zu rund-
höckerigen Formen abgeschliffen („abgehobelt"). In den Tälern haben die Gletscher-
vielfach ihr mitgeführtes Geröll, ihre Moränen, wie eine Art von Talsperre zurück-
gelassen. Hinter diesen stauten sich Weiher und Seen auf.
c) Die einzelnen Landschaften.
!. Schwäbisch-Fränkischer oder Deutscher Iura.
Er beginnt westlich vom Bodensee am Rhein und reicht im N bis an den
Main. Seine südwestliche Hälfte heißt der Schwäbische, seine nordöstliche
der Fränkische Jura, daher wird er auch mit dem Gesamtnamen „Schwäbisch-
Fränkischer Jura" bezeichnet.
Der Schwäbische Jura erhebt sich im 80 nur wenig und ganz allmählich
über das hochgelegene Donautal. Nach NW dagegen fällt er steil ab und ist
hier durch die Einwirkung des Wassers, das in der Vorzeit die lockern Be-
standteile des Bodens fortschwemmte, die festeren aber stehen ließ, vielfach
zerklüftet, auch hier und da in einzelne, ansehnliche Berge aufgelöst, die weit
vor dem heutigen Rande stehen. Diese gewähren wie der Hohenstaufen
(680m) und der burggekrönte Hohenzollern (860m) eine herrliche Rundsicht.
Von Nordwesten her erscheint daher der Schwäbische Jura als ein lang-
gezogenes, hohes Gebirge. Sein mittlerer Teil heißt die „Rauhe Alb".
Mehr als andere Teile des Jura trägt diese an vielen Stellen ein rauhes, ärm-
liches Gepräge. Über baumlose, steinübersäte Flächen, magere Felder oder Gras-
slureu führt einsam die Straße, und die Dörfer liegen geschützt gegen den Wind in den
flachen Falten des Gebirges. In den Höhlen uud Spalten des Jurakalkes verlieren sich
die Wasser. Damm wurden zahlreiche Pumpwerke und Bewässerungsanlagen ge-
schaffen. So erhalten auch die höher gelegenen Dörfer reichlich Wasser, und das Aus-
sehen der einst recht unfruchtbaren Landschaft hat sich seitdem bedeutend geändert.
Es fehlt nicht an einzelnen kom- und obstreichen Strichen, an Laubwäldern und
Weiden, die eine sehr erhebliche Schafzucht ermöglichen. Die Täler, in denen die vom
Kalkstein verschluckten Niederschläge als ergiebige Quellen zutage treten, bieten lieb-
liche Landschaften und behagliches Leben. Der fruchtbarste Boden lagert im Ries, der
Senke des Wörnitztales zwischen dem Schwäbischen und dem Fränkischen Jura. Durch
dieses führt die alte Neckarstraße über Nördlingen an die Donau nach Donauwörth.
Der Jura verschlingt einen großen Teil des Donanwassers da, wo der Fluß das
Gebirge schroff durchschneidet, und führt es unterirdisch der Quelle der Aach und
durch diese dem Bodensee zu.