Full text: Größere Schul-Geographie (C)

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Europa. 
10. Mai 1842, durch welchen ein Dreieck quer durch die Stadt zerstört wurde, ist zu 
der altmodisch gebauten Stadt ein prächtiger neuer Teil hinzugekoiuiueu, dessen schönste 
Partie am Alsterbassin der Jnngfernstie^ ist, eine breite mit mehreren Baumreihen 
besetzte und von Palastbauten umgebene Straße, welche das Bassin von drei Seiten 
einschlicht, während die breite Lombardbrücke (mit schöner Umsicht) den Abschluß 
gegen die Buten- oder Anßen-Alster bildet. Der 1874 vollendete Turm der Nikolai- 
kirche (144/2 m) ist eines der höchsten Bauwerke der Erde. Das Seemauushaus 
in der Vorstadt St. Pauli, welche Hamburg mit Altona verbindet. Die deutsche 
Seewarte, Reichsanstalt, um den Verkehr der Völker zur See immer sicherer und 
schneller zu gestalten. — Hamburg ist der erste Seehafen des europäischen Festlandes, 
sein Handelsverkehr reiht ihn an London und Liverpool an. — Zu ihm gehört das 
Amt Ritzebüttel, am l. Ufer der Elbmllndung, mit Cuxhaven und der kleinen 
Insel Neuwerk mit 2 Leuchttürmen, ferner die zwischen der Elbe und Bille gelegenen, 
durch ^Getreide-, Gemüse-, Obstbau und Blumenzucht ausgezeichneten Vier lande mit 
dem Städtchen Bergedorf. — Eine Stunde von Hamburg, etwas östlich, iu dem 
Dorfe Horn, liegt das von I. H. Wich ern i. I. 1833 gestiftete Rettungshans, das 
mit seinem ersten Sitze, dem „rauhen Hanse", auch diesen uralten Namen beibehielt. 
2(j. Das Rcichsland Elsaß-Lothringen. 
[14500 qkm (263 O.-M), 1567000 E., wovon fast £ Evangelische.) 
Von der Gesamtbevölkerung gehören (gut) 77 Prozent dem deutschen, 12 Prozent dem 
französischen, ungefähr 10| Prozent dem gemischten Sprachgebiete an.) 
Geschichte. Seit der Zeit der sächsischen Könige und Kaiser gehörte Elsaß, der 
westlichste Teil des Stammesherzogtums Schwaben oder Allemanuien, und 
das gesamte Lothringen — von der oberen Mosel und Maas bis zu der Scheide- 
müudung und der Nordseeküste — d. h. das ganze linke User des Rhein st romes 
zu Deutschland, zum deutschen Reich. Mit diesem haben sodann beide Länder viele 
Jahrhunderte lang alle Schicksale, die Blüte wie den Verfall geteilt; beide zerfielen, 
wie das übrige Schwaben und Franken, schon früh in eine Anzahl geistlicher und 
weltlicher Fürstentümer. Bereits unter Otto I. schied sich Lothringen in Ober- und 
Nieder-Lothringen; und während für letzteres selbst der alte Name schon früh erlosch, 
verblieb zwar für das Binnenland an dem Oberlaufe der Flüsse die besondere Bezeich- 
nung „Lothringen"; aber wenn auch das herzogliche Amt daselbst im Jahre 1048 
in den dauernden Besitz einer Familie gelangte, derselben, die heute den österreichischen 
Thron einnimmt, so blieb doch deren Gewalt eine landschaftlich eingeschränkte, da unter 
andern die Bistümer Metz, Toul und Verdun in diesen Grenzgebieten eine mit- 
fürstliche Stellung einnahmen. Als nun die französischen Könige für die Erwerbungen 
des Hauses Habsburg in den Niederlanden und Burgund eine Entschädigung in 
Deutschland suchten, vermochte Heinrich II., als Bundesgenosse derjenigen deutschen 
Fürsten, die aus religiösen und politischen Gründen sich von Kaiser Karl V. abwandten, 
als „Rächer der deutschen Freiheit und der gefangenen Fürsten", als ein 
neuer „Flamininus", im I. 1552 gleich bei seinem ersten Anlaufe die drei vorliegenden 
freien Reichsstädte, Metz, Toul und Verdun, die das in inneren Hader verlorene 
Reich dem gefährlichen Nachbar gegenüber ohne alle Fürsorge gelassen hatte, in seinen 
Besitz zu nehmen. Sie wurden zu einem Schutzverhältnis genötigt, das nicht viel 
weniger als Untertänigkeit war und in eine solche durch den westfälischen Frieden 
(1648» definitiv verwandelt wurde. Ein Anschlag Heinrichs II. auf Straßburg, diesen 
anderen „Schlüssel zum deutschen Reiche" war zwar mißlungen; aber die von 
Richelieu erstrebte und besonders nach dem Tode des Herzogs Bernhard von Weimar 
mit der Besetzung von Alt-Breisach (1639) sicher gewonnene Rheingrenze wurde bei 
der Erschöpfung Deutschlands durch den Frieden von Münster (1648) bestätigt, indem 
das Haus Habsburg die Landgrafschaft im Ober- nnd Nieder-Elsaß, die Stadt Breisach, 
den Sundgau und die Langvogtei Hagenau au Frankreich überließ. Die durch dieselbe
	        
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