50*
Geschichte der Geographie.
Größe der Erde berechnet hatte. Hipparch, der Urheber der astronomischen Taseln,
vervollständigte sein System. Damit war der Anfang der wissenschaftlichen Geographie
gemacht.
Die geographischen Kenntnisse der alexandrinischen Schule gingen auf die Römer
über, als diese Ägypten eroberten. Im Osten kamen sie nicht über den Tigris hinaus,
im W. aber tritt Spanien, Nord-Afrika, Gallien, Britannien (das von Agricola um-
schifft wird) und Germanien hervor; Drusns gelangt bis in die Gegend der mittleren
Elbe; Trajan erobert Dacien (das jetzige Siebenbürgen mit den umliegenden Ländern
Bänkt, Rumänien und Bessarabien).
Von griechischen Geographen sind aus der römischen Zeit noch anzuführen
Strabo im ersten und Claudius Ptolemäus aus Pelusium im zweiten Jahr-
hundert. Letzterer, zu Alexandrla lebend, gab eine Astronomie und eine vollständige
Beschreibung der Erde nach Breiten- und Längengraden mit 27 Landkarten, bei denen
auch die Krümmung der Erde schon berücksichtigt ist, heraus.*) Der erste Meridian
geht schon über die glücklichen (kanarischen) Inseln.
Mittelalter.
§ 28. In dieser Periode knüpfen sich die Fortschritte in der Geographie an die
Ausbreitung des Evangeliums und des Islam, an den Kampf beider miteinander
in den Kreuzzügen, an die Seereisen und Abenteuer der Normannen und an den
Handelsgeist der italienischen Städte, besonders Genuas und Venedigs.
Bald nach' Kaiser Konstantins Befehl, die Christen zu dulden, sehen wir die Goten
an der unteren Donau (350) durch Ulphilas zum Christentum bekehrt. Um 400 ist
dasselbe schon zu den noch jetzt christlichen Abessiniern und Armeniern vorgedrungen,
um 420 ist Irland christlich; von da aus, etwa gleichzeitig mit den Franken (Chlodwig
496 getauft) werden die Skoten und Pikten bekehrt, erst 100 Jahre später (598) auch
die Bewohner Englands. Es folgen dann in der Bekehrung ■ Flandern, Holland,
Thüringen und Hessen (durch Bonifatius 720), Sachsen (das ist Westfalen und Hannover)
durch Karl den Großen 803, Österreich, Bulgarei, Ungarn, Rußland, Brandenburg,
Polen, Skandinavien.
Um d. I. 1000 ist die volle Geographie von Europa ans Licht getreten. Am
hartnäckigsten wehrte sich gegen die Annahme des Christentums der littauische Stamm,
zu dem auch die alten Preußen gehörten. Nachdem sich der deutsche Orden (1230)
in Preußen niedergelassen hatte, gingen noch fast zwei Jahrhunderte hin, bis auch
der littauische Staat, der letzte in Europa, dem Christentums gewonnen wurde.
Nicht minder wichtig sind die Ergebnisse, welche die Ausbreitung des Islam für
die Geographie mit sich führte, besonders dadurch, daß sich unter den Muhamedanern
zahlreiche wissenschaftliche Bearbeiter der Geographie fanden. Das Verbreitungsgebiet
des Islam gewann bis zum Jahre 1300, wo auch die letzten Türken bekehrt wurden,
die ungeheure Ausdehnung vom Altai bis zum Senegal, von Kasan bis zu den Kaffern,
von Spanien bis nach Ceylon, später sogar bis nach Neu-Guinea. Von den zahlreichen
gelehrten Geographen seien nur genannt:
Edrisi aus Centa Muta^ (um 1150) lebte, da seine Familie des Thrones beraubt
wurde, als Flüchtliug am Hofe Rogers II. von Sicilien (der einen silbernen Globus
besaß).
Abülfkdä (-J- 1331), Fürst in Syrien, aus der Familie der Ejublden, der auch
Salabvddiu angehörte, größter Geograph und Gelehrter seiner Zeit.
*) Die Kugelgestalt der Erde war schon von den Pythagoreern angenommen und von Aristoteles
bewiesen worden.