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sll. Länder- und Völkerkunde. A. Europa.
Ost- und Nordsee herum, mit England, Skandinavien, Dänemark,
Rußland rc., der Bremer dagegen gehe in die ganze Welt hinaus. Sein
Handel sei vielmehr Activhandel als Commission, mit eigenen Schiffen,
ans eigenes Risico. Der Bremer suche in aller Welt die Aufträge
auf und spüre den Commissionen nach. Der Spccnlationsgeist sei viel
wacher in Bremen. Die meisten hansischen Handels-Etablissements in
überseeischen Ländern rührten von Bremen her. Die Bremer gingen
schon als junge Leute in alle Welt, nach Baltimore, Havannah, Porto-
rico, New-Orleans, Carracas, Rio-Janeiro rc., etablirten sich dort eine
Zeit lang, lernten die Lage des Ortes und seine Verhältnisse und Be¬
wohner kennen und kämen dann nach Jahren mit dieser Kenntniß und
einem kleinen oder großen Capitale an Geld nach Bremen zurück, um
mit jenem fernen Lande auf solider Basis weiter zu speculircn und die
Zinsen ihrer Capitalien, Kenntnisse und Connexionen auszubeuten.
126. Hamburg'-).
(Nach A. Lcwald, neue Aquarelle.)
Wer die Geschichte der Hansa, eine der glänzendsten Epochen deut¬
scher Geschichte, kennt, dem müssen die Uebcrrcste davon, unsere drei
freien Hansestädte, doppeltes Interesse gewähren; hier darf der Deutsche
stolz auf seine Nation sein, wie sie einst war; und wenn ihm auch die
geschwundene Größe des einst so herrlichen Lübeck ein Gefühl der Trauer
erweckte, so muß die frische Kraft Bremens und Hamburgs als zweier
zugleich deutscher und europäischer Handelsstädte um so mehr ihn er¬
freuen. Hamburg und Bremen sind in noch höherem Maßstabe zur Sec,
was Frankfurt und Leipzig ans dem Lande sind, und Augsburg und
Nürnberg waren. Ihre Lagen an schiffbaren Flüssen in der Nähe ihrer
Ansmündung zur großen Handelsstraße, dem Meere, eignet sich ganz
vorzüglich zum bedeutsamen Zwischenhandel zwischen Nord und Süd
einerseits und zum überseeischen Weltverkehr andererseits. Hamburg ist
mit seinem größeren Strom, der schon ganz oceanisch erscheint, nock-
bevorzugt; obwohl noch 18 Meilen von der Etbmündnng entfernt, wir¬
ken doch Ebbe und Fluth der See nicht bloß bis Hamburg, sondern
noch 2 Meilen südlicher.
Groß und erhaben ist der Anblick Hamburgs, wenn man von Har¬
burg, im Glanz der Abendsonne, hinüber schifft; das höher gelagerte
Altona, das stolz sich znm Nebenbuhler der Königin der Hansestädte
aufgeworfen hat („all to nah") scheint mit Hamburg in Ein großes
Ganzes zusammenzufließen; die Elbe ist ein Meer, übersäet mit grünen
Inseln, — Thürme und Schifssmastcn starren empor, überall flatternde
*) Bgl. Streiszüqe in Sckleswig-Holstein und im Norden der Elbe non Th.
Miigqe, I. 78 ff.