Die Erde als physischer Körper betrachtet. 15 
des Nordäquatorialstroms nordöstlich die asiatische Küste als Küro-Siwo (d. h. 
dunkler Strom) begleitet, sich nach Nordamerika zurückwendet und sich schließlich 
wieder mit dem nördlichen Aeqnatorialstrom vereinigt; auch hier wird von dem 
großen Kreislause eine ruhige Meeressläche eingeschlossen, ans welcher sich ungeheure 
Anhäufungen von Mollusken finden, von denen sich zahlreiche Walsischheerden nähren. 
d. Kalte Strömungen. Der bedeutendste kalte Strom ist die ant- 
arktische Trift, welche südlich von den Continenten nach Osten fließt nnd 
westlich von Amerika (Peruanische Strömung), von Afrika (südatlantische 
Strömung), von Australien (w est australische Strömung) Arme nach 
Norden sendet. Vom arktischen Meere drängt sich ein mächtiger Strom zwischen 
Grönland und Island in den atlantischen Ocean nnd vereinigt sich mit einem 
gleichen Strom aus der Bafsinsbai und Davisstraße, der sogenannten Labrador- 
strömung. Sie trennen, durch die Rotation der Erde nach Westen abgelenkt, 
also der Ostküste Amerikas genähert, den warmen Golfstrom von dieser. 
Von besonderer Wichtigkeit sind die Meeresströmungen nicht nur für die Schiff- 
fahrt, welcher sie zum großen Theile ihre Bahnen vorzeichnen, sondern vorzüglich als 
Regulatoren der Klimate der Erde, indem sie theils warmes Wasser aus den 
Aequatorialgegeuden au die Küsten kalter Länder, theils kaltes ans Gegenden 
hoher Breiten in wärmere führen, fowie endlich durch ihren Einfluß auf die Ver- 
breitung der Pflanzen und Thiere, ja des Menschen (z. B. im Stillen und im 
Judischeu Ocean). Daß aber die Meeresströmungen ganz besonders geeignet 
sind, den Wärmeausgleich zwischen der heißen und kalten Zone zu vermitteln, 
vielleicht noch mehr als die Luftströmungen, beruht vornehmlich ans der hohen 
fpecisischen Wärme des Wassers; ein Kubikmeter desselben, welcher um 1° erkaltet, 
ist im Stande, mehr als 3,300 Kubikmeter Lust um 1" zu erwärmen. Da nun 
die Oberfläche des Meeres in den Aequatorialgegeudeu eine mittlere Wärme von 
27 — 28° C. hat, so läßt sich leicht einsehen, welch' ungemein große Wärme- 
menge z. B. durch den Golfstrom den nördlichen Gegenden zugeführt werden 
muß; beruht doch wesentlich darauf die verhältnißmäßig hohe Temperatur 
der westlichen Küsten Europas, besonders in: Winter, so daß die Häsen Norwegens 
bis zum Nordcap nie zufrieren, und daß die Birke und die Fichte noch jenseits 
des Polarkreises fortkommen. 
Außer diesen beständigen Strömungen giebt es noch periodische, vor- 
züglich im nördlichen Theile des Indischen Meeres, nnd veränderliche in allen 
Meeren, besonders an den Küsten, welche durch periodische oder unregelmäßige 
Winde (§ 20) verursacht werden. — Treffen zwei Ströme in entgegengesetzter 
Richtung auf einander, so daß das Wasser trichterförmig umgedreht wird, so eut- 
stehen Meeresstrudel und Meereswirbel (die im Alterthume berühmte, 
jetzt aber ungefährliche Charybdis und der Malstrom an der norwegischen 
Küste bei der südlichsten Insel der Lofodden- Gruppe). 
§ 18. Das Meer ist durch Verdampfung seines Wassers die Erzeugerin und 
die Ernährerin aller süßen Wasser, indem der in die Luft gestiegene Wasserdampf 
als Regen und Schnee herunterfällt, in die Erde eindringt oder sich auf der- 
selben ansammelt und auf diese Weise Ouelleu, Bäche, Flüsse und Ströme, so 
wie Seen, Teiche, Sümpfe, Moräste, Brüche bildet. Reicht die Winterkälte tiefer 
in den Boden als die Sommerwärme, so entstehen die Tnndra (besonders in 
Nord - Sibirien). Das in die Erde eingedrungene Wasser tritt als Onelle 
wieder aus derselben hervor; in ihr sind häusig gewisse Bestaudtheile der Erd¬
	        
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