Full text: Schul-Geographie (3)

16 Die Erde als physischer Körper betrachtet. 
schichten, die sie durchflössen, aufgelöst, wie bei den Mineralquellen, Soolqnellen 
u. a. Die Temperatur der Quellen ist sehr verschieden (warme und heiße 
Quellen), so auch ihre Wassermenge; einige fließen beständig, andere periodisch 
(Hnngerqnellen, in Mittel-Enropa Mai-Brunnen genannt). — Aus der Ver¬ 
einigung mehrerer Quellen iu einem Bette wird ein Bach gebildet, ans der Ver- 
einignng mehrerer Bäche ein Fluß. Die größereu Flüsse nennt man Ströme; 
die den Hauptstromadern zueilenden kleineren Flüsse Nebenflüsse. Küsten- 
slüsse siud solche, welche sich nach kurzem Lauf ins Meer ergießen; Steppen- 
flüffe folche, welche im Sande von Steppen oder Wüsten versiegen. 
Jeder Fluß hat sein Flußbett, seiu rechtes und sein linkes Ufer (von 
den Quellen zur Mündung gesehen), sein Gefälle (der Höhenunterschied zweier 
Punkte seiner Oberfläche an verschiedenen Stellen seines Laufes), zuweilen Wasser- 
fälle, Stromschnellen, feinen Ober-, Mittel- und Unterlauf. Durch 
das Hochg ebirgsland ist der erstere bestimmt, ans ihm heraustretend in das 
niedere Hügellaud beginnt der Mittellauf, während der Unterlauf dem Tieflande 
angehört, in dem er sich oft mannigfach gabelt und verzweigt, und zwischen seinen 
zum Meere auslaufeudeu Armen ein Deltaland (wegen seiner dreieckigen Form, 
V) bildet (Nil, Gauges, Niger, Rhein). — Den ganzen Umfang des Landes, 
aus welchem ein Strom seine Nahrung erhält, nennt man sein Stromgebiet; 
die Grenzen zweier benachbarten Flußgebiete, gewöhnlich durch einen höheren oder 
niedrigeren Höhenzug gebildet, heißen Wasserscheiden. — Ist durch eiueu 
natürlichen Kanal eine Kommunikation zwischen den Flüssen zweier verschiedener 
Flußgebiete gewonnen, so spricht man von einer Gabelung, Bisnrkation der 
Flüsse. (So verbindet in Süd-Amerika der Cassiqniare die Stronigebiete des 
Amazonenstromes und Orinoko.) Eine künstliche Verbindung zwischen den Flüssen 
verschiedener Gebiete gewähren die Kanäle (Schleusen). 
Andere Ansammlungen des süßen Wassers auf der Erde sind die Landseen; 
dieselben haben entweder Zufluß uud Abfluß (Fluß-Seen), oder nur Abfluß 
(Quell-Seen), oder nur Znfluß (Münduugs-Seeu), oder sie zeigen weder Zufluß 
noch Abslnß; zu ihuen gehören besonders die Ansammlungen von stehenden Ge- 
wässern in den Vertiefungen der Ebenen, die Steppen-Seen; ferner einige sehr 
hoch gelegene Gebirgs-Seen, gespeist durch unterirdische Quellen oder durch Schnee- 
und Gletscherwasser (z. B. der Titicacasee auf den Anden von Bolivia in 
Süd-Amerika, 3000 m (12,000') über dem Spiegel des Stillen Oceans). — Nach 
der Beschaffenheit des Wassers zerfallen die Seen in Süßwasser- und Salz- 
Seen. Alle Laudseen mit Abslnß gehören zur erstereu Klasse; viele derjenigen, 
welche keinen Abslnß haben, zur zweiten; besonders reich daran ist Asien; der 
berühmteste aller Salzseen ist das Todte Meer. Strandseen sind Süß- 
wasserseen, welche mit dem Meer in Verbindung stehen. — Vor einigen Flüssen 
haben sich schmale, mit der Küste parallel streichende Landzungen gebildet, an den 
Küsten der Ostsee Nehrung, an denen des adriatischen Meeres Lido genannt, 
welche das Süßwasser als Haff oder Lagnne vom Meere abscheiden. Eine 
erweiterte Mündnngsbncht unter Vorlagerung kleiner Inseln nennt man Lim an. 
3) Die Atmosphäre. 
§ 19. Die atmosphärische Luft, welche unsere Erde einhüllt, besteht wesent- 
lich aus einem constanten Gemenge von Sauerstoffgas (21 Raumtheile) und Stick- 
stosfgas (79 Raumtheile); dazn kommt noch Kohlensäure in sehr geringer, Wasser-
	        
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