Full text: Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil

Die Stadt Harrar. 103 
Ebenso an anderer Stelle: „Die Gebirgslandschaft, die an land- 
schaftlichen Reizen mit Schweizer und Tiroler Landschaften wetteifern 
kann, wie das flache Land, ist dicht bewohnt, und das Vorhandensein 
so vieler Faktoren materieller Existenz zusammen mit dem reichen 
Tier- und Pflanzenleben verleiht den Gallagebieten den Charakter 
opulenter gesegneter Länderstrecken, welche berufen sind, eine Rolle 
im wirtschaftlichen Kulturleben der Menschheit zu spielen." 
Auch das Klima in der Stadt Harrar selbst wird von Paulitschke 
als äußerst angenehm geschildert. Während vier Wochen, im Februar 
und März, zeigte in der Regel der Thermometer morgens 6 Uhr 
17,5—19,20° C., mittags 20,6—22,2° C., abends 6 Uhr 17,2 bis 
19,7° C. Auch in den heißen Monaten Mai und Juni übersteigt 
die Hitze selten 22° C. In der Regenzeit, vom April bis September, 
bleibt diese Temperatur dieselbe. • 
Nordwestwinde und Südostwinde durchwehen daneben während 
des größten Teils des Jahres das Ererthal, sie bestreichen die Stadt 
und bringen so angenehme Erfrischung. 
Ähnlich wie der Mensch, so entwickelt sich in Harrar, seiner 
Umgebung, wie überhaupt im ganzen nordöstlichen Gallalande auch 
das Pflanzenleben in vortrefflicher Weise, zumal die Thalniederungen, 
besonders jene zwischen dem Häcstm und Gara MnMer, ferner das 
Thal des Erer und die Abhänge des Gebirges mit Schichten außer- 
ordentlich fruchtbaren Bodens bedeckt sind. 
In der Nähe der Stadt, namentlich am Eingang in das Erer- 
thal, breiten sich daher die Felder und Gärten der Einwohner aus. 
Es giebt über elftausend Gärten in der Nähe der Stadt. Der 
Gartenbau liefert Kaffee (die Kaffeegärten bedecken terrassenförmig 
Hügel und Berge), Bananen, Kai, Wars (Farbstoff) und Gemüse 
aller Art, serner Zuckerrohr und Obst (Citronen, Pfirsiche, Granat- 
äpfel). 
Alle diese Kulturen in der nächsten Umgebung der Stadt, 
namentlich der Kaffeebau, haben noch eine große Zukunft vor sich, 
doch mag bemerkt werden, daß nach Paulitschke jetzt schon in Harrar 
jährlich 50 000 Farasseleh Kaffee (ä 17 72 Kilogr.) gebaut werden. 
Der Preis eines Farasseleh Kaffee steht in Harrar auf 37s M.-T.- 
Thaler. Aber auch die sonstigen, Harrar in weiterer Entfernung 
umgebenden Fürstentümer der nordöstlichen Gallaländer weisen eine 
ähnliche Erzeugungsfähigkeit und Kultivation auf. 
Herrliche Wälder von Tamarinden, Sykomoren, Juniperus und
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.