wußte, daß die Bären nichts fressen, was sie tot finden. Der Bär beroch
ihn an Mund, Nase und Ohren und trabte wieder weiter.
Arnold stieg nun vom Baum wieder herab und fragte scherzend: „Du,
was hat dir denn der Bär ins Ohr gesagt?“ — „Er hat gesagt,“ er—
widerte Hubert, „wir sollen künftig die Bärenhaut nicht verkaufen, bevor
wir den Bären haben.“ Chr. v. Schmid.
42. Der Herbst.
Schon steigt der Herbst frisch von den Bergen nieder!
Und wie er wandert durch den grünen Wald,
gefällt's ihm nicht, daß überall das Laub
dieselbe Farbe hat; er sagt: „Viel hübscher
ist's rot und gelb, das sieht sich lufig an.“
So spricht er, und gleich fürbt der Wald sich bunt.
Und wie der Herbst drauf durch den Garten geht
und durch den Weinberg, spricht er: „Was ist das?
Der Sommer that so groß mit seiner Hitze,
und Wein und Obst hat er nicht reif gemacht?
Schon gut, so zeig' ich, daß ich's auch versteh'!“
Und kaum gesagt, so haucht er Wein und Obst
mit seinem Atem an, und — siehe dal —
die Apfel und die Pflaumen und die Trauben,
zusehends reifen sie voll Duft und Sast.
Drauf kommt der Herbst zur Stadt und sieht die Knaben
in ihrer Schule sitzen voller Fleiß.
Da ruft er ihnen zu: „Grüß Gott, ihr Buben!
Heut ist Sankt Michaelis Tag, da giebt
es lange Ferien. Kommt zu mir aufs Land;
ich hab; dem Wald sein Laub schön bunt geblasen;
ich hab' dem Apfel rot gefärbt die Backen.
Ich will euch klar und blank die Augen wehen,
und eure Backen will ich tüchtig bräunen,
wie sich's für Jungen schickt. Versteht ihr mich?“ —
So spricht der Herbst, und jubelnd ziehn die Knaben
auf seinen Ruf durch Berg und Wald und Feld
und kehren heim mit neuer Lust zur Abeit. Robert Reinick.
43. Das MNartinsfest.
Dieses Fest, das auf den 11. November fällt, hat seine ur—
sprüngliche Bedeutung fast ganz verloren und als Tauftag Dr. Martin
Luthers eine den protestantischen Christen nãherliegende gewonnen.
Nur die seit uralten Zeiten eingeführte Sitle des Gäneeln us
Vorabend des Martinstages hat sich bis auf unvere 2e0 erhalten, ob-
wohl nur wenige wissen mögen, in welcher Beziehung die Gänse zu
dem heiligen Martinus stehen.