Full text: Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil

In der Moschee. 
189 
bei schlechter Witterung außer den Gebetszeiten geschlossen, damit 
nicht jemand mit den Schnhen eintrete und das Pflaster oder die 
Matten beschmutze. Gewöhnlich tritt man durch das Thor ein, 
welches sich dem Teiche oder dem Brunnen zunächst befindet (wenn 
nämlich mehr als ein Thor da ist), um sich zu waschen, bevor man 
die Stelle betritt, wo das Gebet gehalten wird; und in der Regel 
wird bei schmutzigem Wetter dieses Thor allein offen gelassen. Die 
große Moschee El-Azhar bleibt die ganze Nacht über offen, mit 
Ausnahme der eigentlichen Gebetsstelle, welche „Maksürah" genannt 
wird und die von dem übrigen Gebäude abgetrennt ist. In manchen 
der größeren Moscheeen sieht man, namentlich nachmittags, viele, 
die müßig herumliegen, miteinander plaudern, essen, schlafen, zu- 
weilen spinnen oder nähen, oder sonst eine einfache Arbeit verrichten; 
aber ungeachtet dieses Mißbrauchs, der den Vorschriften der Pro- 
pheten ganz zuwider ist, achten die Muslimen ihre Moscheeen doch 
sehr hoch. Es giebt Moscheeen in Kairo (wie die Azhar, Hasanejn 
u. o.), an denen, bis zur französischen Invasion vor wenigen Jahren, 
kein Franke oder anderer Christ oder Jude vorn vorübergehen 
durfte. 
Am Freitag steigen die Musddin eine halbe Stunde vor „Duhr" 
(oder Mittag) auf die Galerieeu der Mäd'neli und singen den 
„Seläm", einen Gruß an den Propheten, der nicht überall gleich, in 
der Regel aber in Worten folgenden Inhalts besteht: 
„Segen und Friede sei über dich, o du, der du von großer 
Würde bist! O Gesandter Gottes! Segen und Friede sei über dich, 
zu dem der Wahrhastige gesagt hat: Ich bin Gott! Segen und 
Friede sei über dich, du erster unter den Geschöpfen Gottes und 
Siegel der Gesandten Gottes! Von mir sei Friede über dich, über 
dich und deine Familie und alle deine Genossen!" 
Hierauf fangen die Leute au, sich in der Moschee zu ver- 
sammeln. _ 
Bei dem öffentlichen Gottesdienst der Muslimen herrscht die 
größte Feierlichkeit und der größte Anstand. Ihre Blicke und Ge- 
bürden in der Moschee drücken nicht eine enthusiastische Andacht aus, 
sondern eine ruhige und bescheidene Frömmigkeit. Während des 
Gebets lassen sie sich nie ein falsches Wort oder eine unrichtige 
Handlung zu Schulden kommen. Den Stolz und Fanatismus, 
welchen sie im gewöhnlichen Leben beim Verkehr mit Personen an- 
deren Glaubens zeigen, scheinen sie mit dem Eintritt in die Moschee
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.