In der Moschee.
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bei schlechter Witterung außer den Gebetszeiten geschlossen, damit
nicht jemand mit den Schnhen eintrete und das Pflaster oder die
Matten beschmutze. Gewöhnlich tritt man durch das Thor ein,
welches sich dem Teiche oder dem Brunnen zunächst befindet (wenn
nämlich mehr als ein Thor da ist), um sich zu waschen, bevor man
die Stelle betritt, wo das Gebet gehalten wird; und in der Regel
wird bei schmutzigem Wetter dieses Thor allein offen gelassen. Die
große Moschee El-Azhar bleibt die ganze Nacht über offen, mit
Ausnahme der eigentlichen Gebetsstelle, welche „Maksürah" genannt
wird und die von dem übrigen Gebäude abgetrennt ist. In manchen
der größeren Moscheeen sieht man, namentlich nachmittags, viele,
die müßig herumliegen, miteinander plaudern, essen, schlafen, zu-
weilen spinnen oder nähen, oder sonst eine einfache Arbeit verrichten;
aber ungeachtet dieses Mißbrauchs, der den Vorschriften der Pro-
pheten ganz zuwider ist, achten die Muslimen ihre Moscheeen doch
sehr hoch. Es giebt Moscheeen in Kairo (wie die Azhar, Hasanejn
u. o.), an denen, bis zur französischen Invasion vor wenigen Jahren,
kein Franke oder anderer Christ oder Jude vorn vorübergehen
durfte.
Am Freitag steigen die Musddin eine halbe Stunde vor „Duhr"
(oder Mittag) auf die Galerieeu der Mäd'neli und singen den
„Seläm", einen Gruß an den Propheten, der nicht überall gleich, in
der Regel aber in Worten folgenden Inhalts besteht:
„Segen und Friede sei über dich, o du, der du von großer
Würde bist! O Gesandter Gottes! Segen und Friede sei über dich,
zu dem der Wahrhastige gesagt hat: Ich bin Gott! Segen und
Friede sei über dich, du erster unter den Geschöpfen Gottes und
Siegel der Gesandten Gottes! Von mir sei Friede über dich, über
dich und deine Familie und alle deine Genossen!"
Hierauf fangen die Leute au, sich in der Moschee zu ver-
sammeln. _
Bei dem öffentlichen Gottesdienst der Muslimen herrscht die
größte Feierlichkeit und der größte Anstand. Ihre Blicke und Ge-
bürden in der Moschee drücken nicht eine enthusiastische Andacht aus,
sondern eine ruhige und bescheidene Frömmigkeit. Während des
Gebets lassen sie sich nie ein falsches Wort oder eine unrichtige
Handlung zu Schulden kommen. Den Stolz und Fanatismus,
welchen sie im gewöhnlichen Leben beim Verkehr mit Personen an-
deren Glaubens zeigen, scheinen sie mit dem Eintritt in die Moschee