Full text: Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil

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Scenen aus deni Volksleben in Ägypten. 
abgelegt zu haben und ganz in die Anbetung ihres Schöpfers ver- 
funken zu fein, demütig und niedergeschlagen, aber ohne affektierte 
Demut oder einen erzwungenen Ausdruck des Gesichts. 
Der Muslim zieht am Thor der Moschee seine Schuhe aus, 
legt sie Sohle an Sohle zusammen, nimmt sie in die linke Hand 
und schreitet mit dem rechten Fuße zuerst über die Schwelle. Wenn 
er nicht schon zu Hause die vorbereitende Abwaschung vorgenommen, 
so verfügt er sich sogleich an den Wasserbehälter oder Brunnen, um 
sich dieser Pflicht zu entledigen. Ehe er sein Gebet beginnt, legt er 
seine Schuhe (und sein Schwert oder Pistolen, wenn er solche Waffen 
trägt) auf die Matte, ein wenig vor der Stelle, wo er bei der 
Niederwerfung mit dem Kopse den Boden zu berühren gedenkt; die 
Schuhe werden, Sohle an Sohle, einer auf den andern gestellt. 
Die, welche sich zum Mittagsgebet des Freitags versammeln, 
stellen sich in Reihen, der Seite der Moschee parallel, an welcher 
sich die Nische befindet und das Gesicht nach dieser Seite zu ge- 
wendet. Viele begeben sich erst wenn der Mittags-Adän ertönt, 
oder kurz vorher, in die Moschee. Wenn jemand mit oder gleich 
nach dem Selam geht, so betet er, sobald er seinen Platz in den 
Reihen eigenommen, zwei Rek'ah, und bleibt dann auf den Knieen 
liegen oder mit gekreuzten Beinen sitzen, während ein Vorleser, der 
-gleich nach dem Selam an dem Lesestuhl seinen Platz genommen 
hat, die „Sürat el-Kahf" (das 18. Kapitel des Khur-än), oder einen 
Teil derselben, vorliest; denn gewöhnlich ist er noch nicht fertig, 
wenn der Adän ertönt, wo er aufhört. Die ganze Gemeinde läßt 
sich, sobald sie den Adän hört (welcher derselbe ist wie an den an- 
deren Tagen), auf die Kniee und Füße nieder. Wenn der Adän be¬ 
endigt ist, stehen sie auf und beten, jeder für sich, zwei*) Rek'ah, 
„Sunnet el-gum'ah" (oder die für den Freitag vorgeschriebene Sunneh), 
welche sie, wie die gewöhnlichen Gebete, mit zwei Begrüßungen be- 
schließen. Dann öffnet ein Diener der Moschee, der „Murakki" ge¬ 
nannt, die Flügelthüren der Kanzeltreppe, nimmt hinter denselben 
■cht gerades hölzernes Schwert hervor und stellt sich ein wenig rechts 
vom Thorweg, seine rechte Seite gegen die Kibleh gewandt, das 
Schwert in der rechten Hand mit der Spitze auf den Boden haltend. 
In dieser Stellung sagt er: 
„Wahrlich Gott begünstigt, und seine Engel segnen den Pro- 
*) Nämlich die Schafe'i, zu denen die meisten Bewohner von Kairo ge- 
hören. Die Hanaf! aber beten vier Rek'ah.
	        
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