Full text: Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil

266 Bilder von der Goldküste. 
Goldküste viel mit der Heiterkeit der ihn umgebenden Natur gemein, 
und seine übersprudelnden Lebensgeister stehen in Einklang mit ihrer 
verschwenderischen Güte. So freigebig die Erde seinen Bedürfnissen 
dient, indem sie ihm beinahe ohne Mühe der Arbeit mit dem not- 
wendigen Lebensbedarf versorgt, einen so gedanken- und schranken- 
losen Gebrauch macht er von ihren Gaben. Seiner Bequemlichkeit 
fröhneud und gern einem ruhigen, üppigen Nichtsthun und Nichts- 
denken sich hingebend, vermag er nur selten zu großer körperlicher 
Anstrengung angetrieben zu werden, es sei denn, daß er durch die 
Aussicht dazu verlockt wird, die Mittel zu einer Schwelgerei zu er- 
langen, der er sich mit Leib und Seele hingiebt. Begabt mit aus- 
gezeichneten physischen Eigenschaften und geduldig in der Verfolgung 
seines Ziels, wenn er einmal mit ganzer Seele darauf gerichtet ist, 
ist er fähig, die härteste Anstrengung und die größten Entbehrungen 
zu ertragen; sind aber seine Neigungen und Begierden nicht dabei 
beteiligt, so sinkt er bald in Lässigkeit und Gleichgiltigkeit zurück und 
läßt seine Arbeit unvollendet. So zeigt er sich in seinem rein 
natürlichen Zustande. Kommt er aber mit Europäern in Berührung 
und wird er mit einem Denken und Handeln bekannt, das sich in 
so vielen Beziehungen von der natürlichen Unbedachtsamkeit seines 
Gemüts unterscheidet, so lernt er bald seine Gefühle verbergen, seine 
wahren Gesinnungen verhüllen und endet damit, daß er ein voll- 
endeter Heuchler wird. Es fehlt ihm keineswegs an geistigen Fähig- 
keiten, aber sie werden durch die starke abergläubige Richtung seiner 
Seele eingeschnürt und gelähmt, und wir sehen bei vielen wichtigen 
Gelegenheiten die ganze Kraft seiner Vernunft gerade in dem Augen- 
blicke, wo sie sich siegreich behaupten könnte, durch dieses nachteilige 
Agens zu Boden geworfen. 
Seine Ansichten von der Natur, vou seiner Lage und allen sie 
berührenden Verhältnissen sind infolge dessen engherzig und beschränkt 
und halten sich innerhalb des Kreises seiner Vorurteile, die nichts 
als das handgreiflichste Vorangenliegen seines Vorteils zu sprengen 
im stände ist. Sein Gedächtnis ist stark und treu, uud er verweilt 
mit geschwätziger Umständlichkeit bei den Erinnerungen aus seiner 
Jugendzeit. Seine lebhaste Einbildungskrast ergeht sich gern in 
angenehmen Träumereien, aber sie ist roh, sinnlich und ungeläutert. 
Er ist von Natur beredt, spricht mit Leichtigkeit, fließender Anmut 
und entsprechender Gestikulation und kleidet seine Gedanken in ein- 
fache und natürliche Bilder ein. Er macht häufigen Gebrauch von
	        
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