Full text: Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil

286 Das unbekannte Land zwischen der Goldküste und dein oberen Niger. 
viel fruchtbarer. Wilder Mms, der sich häufig vorfand, bildete auf 
dem 5 Tage langen Marsch in nordöstlicher Richtung die Haupt- 
nahrung der Karawane. Die Nächte waren in dieser wasserreichen 
Gegend so kalt, daß das Thermometer fast bis auf den Gefrierpunkt 
sank. Endlich war der Volta und damit wieder die bewohnten Ge- 
genden erreicht. Die Ufer des Stromes sind an der Stelle, die von 
Aschante berührt wurde, von dem Pae-Völklein bewohnt, Leute, 
die in mehrfacher Beziehung unsere Beachtung verdienen. Ihr 
Wohnsitz war früher rechts des Volta; doch wurden sie durch die 
fortwährenden Raubzüge der Afchanti gezwungen, sich auf dem jen- 
feitigen User anzusiedeln, wo sich ihre Hauptstadt Ahen-Kuro be- 
findet. Diesseits besitzen sie nur noch 4 Dörfer. Die Pae sprechen 
Tschi und sind Unterthanen des Okwau-Königs von Abetist. Sie 
sind einfache Leute von mittlerer Größe und tragen noch Zöpfe, was 
an der Küste ein fchon längst überwundener Standpunkt ist. Ihre 
Häuser sind klein, rund und fallen durch ihre spitzen Dächer und 
ihre kleinen Hauseingänge auf, die nur 5' hoch und 2' breit sind. 
Die Landwirtschaft liefert Baumwolle und einen feinen Tabak, der 
aber nur zum Schnupfen verwendet wird. In der Töpferei sind die 
Pae sehr erfahren und produzieren vorzüglich schöne Geschirre, die 
unserem Steingute nahe kommen sollen. Die Viehzucht dagegen 
liegt ganz im Argen, da nur wenige Zwergziegen, Enten, Hühner 
und Perlhühner gehalten werden. Jagd und Fischerei wird eifrig 
betrieben, und die Kunst des Bierbrauens aus Guineakorn erfreut 
sich ebenfalls einer eifrigen Pflege. 
Nachdem der Volta überschritten war, erreichten die Reisenden 
in 272 Stunden den Nebenfluß Oti, der viel tiefer als der Volta 
ist und von Krokodilen und Flußpserden wimmelt. Nach 6 Stunden 
kamen die Reisenden in das Gebiet eines andern Stammes, nämlich 
der Karakyeer, die ebenfalls Tfchi sprechen. Neben dieser Sprache 
wird aber noch der sogenannte Kyerepongdialekt gesprochen, der sich 
auch näher der Küste um Akropoug, Date 2c. herum noch findet. 
Die Karakyeer sind nämlich aus ihren ehemaligen Wohnsitzen in der 
Dategegend zur Zeit der Akwamuherrschast ausgewandert'und haben 
den heimatlichen Dialekt noch bewahrt. Dieses Land ist weit und 
breit bei allen Fetischdienern berühmt und gefürchtet, weil sich dort 
der größte Fetisch Odente aufhält und eine wahre Schreckensherr- 
schaft über die leichtgläubigen Schwarzen ausübt. Auch die Begleiter 
Aschantes betraten dieses Gebiet mit Zittern und Zagen, und ein
	        
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