Full text: Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil

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Abeokuta. 
hätten. Die dicht bevölkerten niedrigen Häuser, jedes mit vier Flu- 
geln einen Hof umgebend, mit Grasdächern und Lehmwänden ohne 
Fenster, sind sehr unregelmäßig zusammengehäuft. Der erste Ein- 
druck, den wir erhalten, ist der, daß hier alle Baupolizei fehlt. 
Jeder baut nach Bequemlichkeit, selbst wenn er den öffentlichen Weg 
versperren sollte. Die einzelnen Stadtteile sind durch weite Strecken 
verwilderten Landes getrennt. Hier und da wächst Gebüsch, dort 
eine Baumgruppe, sonst grobes Gras in Büscheln. Der Regen hat 
tiefe Furchen ausgespült, die den Weg gefährden. Noch mehr ge- 
schieht dies durch tiefe Lehmgruben, um deren Zuschüttung sich nie- 
mand kümmert; das in ihnen stagnierende Wasser verpestet monate- 
lang die Lust. Von Sanitätsmaßregeln keine Spur. Überall 
Misthausen. Ja, wenn die Pocken herrschen, so finden wir dort ins 
Gebüsch oder zwischen die Felsen hingeworfene Leichname, um die 
sich Aasvögel sammeln, denn die an jener Krankheit Gestorbenen 
werden nach der Landessitte nicht begraben. Ich kann nicht fagen, 
ob sich etwa auch einer oder der andere von den christlichen Haus- 
Vätern solchen Greuels schuldig macht. Ich glaube es nicht, jeden- 
falls dürfte es bei ihnen nur vereinzelt vorkommen. Auffallend ist 
der Mangel au Wasser. (Wahrscheinlich muß der Bedarf größten- 
teils vom Ogun geholt werden, von dem doch die meisten Stadtteile 
weit entfernt liegen.) Die schlechte Einrichtung der Wohnungen 
befördert ansteckende Krankheiten. Manche Häuser der Christen zeugen 
bereits von etwas mehr Verständnis für Licht und Luft. Das von 
befreiten Sklaven (unter Leitung der Missionare) angelegte Dorf 
Wafimi bildet mit seinen geraden und reinlicheren Straßen einen 
auffallenden Gegensatz gegen die übrigen Stadtteile. Auch sonst 
zeigen die Christenhäuser etwas mehr Ebenmaß und Regelmäßigkeit. 
Die von den Missionaren eingeführten Handwerke, Ziegelbrennen, 
Brettfchneiden n. f. w., fcheinen aber immer noch nicht in großer 
Ausdehnung angewendet zu werden. 
Sehen wir nun die Leute selber an. Laut schwatzend und leb- 
hast gestikulierend stehen oder sitzen sie gruppenweise uuter einem 
Baume. Händler schlendern langsam mit allerlei Waren einher, die 
sie mit übertreibenden Ausdrücken aupreiseu. Dort sitzt eine Hökerin 
mit einem großen Gesäß, aus dem sie Suppe verkauft. Männer 
und Frauen mit eigentümlichen Hacken gehen hinaus nach den Plan- 
tagen. Zuweilen kommt ein Vornehmer daher, hoch zu Roß sitzend, 
oder ein Mohammedaner mit Turban und weitem Kastan. Die
	        
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