Full text: [Teil 3 = Quinta, [Schülerband]] (Teil 3 = Quinta, [Schülerband])

Schiller: Katharina von Schwarzburg. — Becker: Friedrich Wilhelm I. 201 
längst vor Begierde gebrannt hatte, die mannigfachen Unordnungen 
abzustellen, die durch die Nachlässigkeit und Prunkliebe seines Vaters 
veranlaßt worden waren. Als Vorarbeiter Friedrichs des Großen 
verdient Friedrich Wilhelm sicherlich das große Lob, das ihm der Sohn 
in seinen Schriften zollt. 
Voll unermüdlichen Eifers für Ordnung und Sparsamkeit war 
Friedrich Wilhelm I. zuerst darauf bedacht, alles, was bloß zum Luxus 
gehört hatte, von seinem Hofe zu verbannen. Von dem übermäßig 
zahlreichen und kostspieligen Hofstaate und der großen Dienerschaft 
seines Vaters behielt er für den Dienst bei seiner Person nicht mehr 
als einen Kammerherrn, zwei Pagen, zwei Kammerdiener, einige Reit¬ 
knechte, zwei Köche, einen Haushofmeister und zwei Kellermeister. - Viele 
Gehalte wurden eingezogen, viele herabgesetzt. Das kostbare Gold- und 
Silbergerät in den Zimmern des Schlosses, sowie die aufgehäuften 
Schütze von Edelsteinen und Perlen wurden verkauft und von dem 
Gelde die Schulden bezahlt. Friedrich Wilhelm trug in der Regel 
keine andere Kleidung als die Obristenuniform des potsdamschen 
Grenadierregiments und litt auch an seiner Umgebung keinen prächtigen 
Aufwand. Sein Haushalt ward mit einer unglaublich geringen Summe 
bestritten; seine Lebensart war durchaus bürgerlich, seine Mahlzeiten 
bestanden aus Hausmannskost. Seiner Gemahlin erlaubte er auf 
Reisen nicht niehr Bedienung mitzunehmen als eine einzige Kammer¬ 
frau; wünschte sie mehr, so ward noch eine und die andere unter 
Angst und Zittern in einem Packwagen versteckt. Die einzigen Ver¬ 
gnügungen, die er sich erlaubte, waren die Jagd, das Spiel seiner 
Hoboisten und ein sogenanntes Tabakskollegium, zu bem seine „guten 
Freunde" den Zutritt hatten, und in dem gewöhnlich auf Kosten 
einiger Einfältigen oder Gutwilligen, die sich dazu hergaben, unfeiner 
Scherz getrieben ward. Das Theater, das Friedrich I. geliebt hatte, 
wurde aufgehoben, die Garderobe an die Armen verteilt. Was der 
König den Berlinern von Schauspielen gestattete, bestand in der Regel 
aus Seiltänzerkünsten und Puppenkomödien. 
Man kann denken, daß dieser König für seine Sparsamkeit von 
den Spöttern manches hat leiden müssen. Allein die gerechtere Nach¬ 
welt muß ihn dafür segnen und seine helle Einsicht bewundern. Die 
Verschwendung seines Vaters hatte die Kräfte des Staates erschöpft; 
wollte er die Würde, ja das Bestehen des kleinen Königreichs retten, 
so mußte er dessen innere Kräfte verstärken, und wollte er seinen 
mächtigeren Nachbarn gewachsen sein, so konnte er dies nur durch einen 
wohlgefüllten Schatz und durch ein furchtbares und gut abgerichtetes 
Heer erreichen. Er war aber billig genug, einzusehen, daß er zuvor 
erst recht viel für seine Untertanen tun müsse, ehe er ihre Hilfe
	        
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