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Die Bevölkerung und ihr Leben und Treiben.
Von den Pferdestärken der Dampfmaschinen Preußens kommen auf Ha.
allerdings nur 5,9^. Braunschweig besitzt 30, das s.o. Ha. 42 Zucker-
siedereien, jenes liefert 6,8, dieses 10,\% des im ganzen Reiche gewon¬
nenen Rübenzuckers. In der Biererzeugung kamen dort 130, hier 67 I
auf den Kopf, gegenüber 94 1 im Reiche. In Br. ist die Jute-Jn-
dustrie hoher entwickelt als sonst irgendwo im Reiche. — Als eigentüm¬
liche Gewerbszweige fiud zu nennen die Zement- und Ziegelbrennerei.
— Die früher im s. Hannover blühende Leinenerzeugung, die auf
Hausfleiß beruhte, geht immer mehr zurück.
9. Verkehrsmittel und Handel, a. An Chausseen und Landstraßen
(nicht Feldwegen) kamen 1906 in Br. aus je 100 qkm: 82 km, in Han-
uover: 45 km, in ganz Preußen: 32 km.
Dem wohlgepflegten brauuschweigischen Straßennetze kommt kaum ein anderes
im ganzen Reiche gleich. Der hannoversche Straßenbau hat sich einen guten Ruf
erworben durch die Anlage der schwierigen Moor- und Marfchstraßen.
b. Am Jahre 1904 kamen in Braunschweig 205,6 km Eisenbahnen
auf 1000 qkm, in Hannover 75,2, in ganz Preußen 92,8, im Reiche 99,5;
hingegen kamen auf je 100000 E. in Br. 130,«;, in H. 106,2, in Preußen
88,9, im Reiche 90,6 km Eisenbahnen.
Als älteste Bahn wurde 1838 in Br. die Linie Braunschweig—Wolfenbüttel voll-
endet, in Ha. 1814 die Linie Hannover—Brauuschweig. Die wichtigsten Bahulinien
find die, welche von den beiden Hauptstädten ausstrahlen, sodann die Linien
Magdeburg — Kreiensen—Holzminden — Cöln; Berlin—Bremen—Bremerhaven und
Emden. Gib nach der Karte den Verlauf jener Linien und die Anschlüsse nach den
Nachbarländern an! — Zu den 2895 km Bahnen Hannovers kamen 1904: 603 km
Kleinbahnen, auf deren Ausbau sich neuerdiugs die einzelnen Kreise zur Förde-
rung des Ortsverkehrs gelegt haben; in Br. waren von 755 km Bahnen insge-
samt 100 km „schmalspurige".
Hauptsitze der Handelstätigkeit sind die Städte Brannschweig und
Hannover, in zweiter Linie folgen Lüneburg, Osnabrück uud die unter e
S. 48 genannten Seehäsen.
c. Die N.W.-Ecke des deutschen Flachlandes besitzt, die entsprechenden
Gebietsteile von Oldenburg und Bremen nnd die Anschlüsse nach Holland
hin mitgerechnet, die ansehnliche Zahl von 1975 km über 1 m tiefer Kanäle.
Es find zumeist schmale, aber kahnbare nnd zum Teil auch kleinen See-
schissen zugängliche Moor-Kanäle. Es mißt 73 km der in etwas bedeu-
tenderen Maßen 1887 angelegte Ems—Jade-Kanal, und zum Teil gehört
hierher der 283 km lange Dortmund — Emshäfen-Kanal.
Unter jenen schmalen Wasserstraßen im Moore haben vor allem segensreich
gewirkt die Fehn-Kanäle (s. S. 21). Eine andere Grnppe von Wasserstraßen sind
die Schiffahrtskanäle, die das Hochmoor erschließen, nnd zu diesen gehört der
Ems —Jade-Kanal. Er hat rund 14 Mill. Mark gekostet und besitzt 8,5o m
Sohl-, 17,«2 m Wasserspiegel-Breite bei 2,i m Tiefe. Nach der Wilhelmshavener Seite
hin ist er 3 m tief, aber er hat den gehegten Erwartungen so wenig entsprochen, daß
eine Vergrößerung, die ihn der Beförderung der westfälischen Kohle nach Wilhelms-
Häven zugänglich macht, sich nicht nmgehen lassen wird. — Unter den übrigen Ka-