Full text: Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung

306 Amerika. Wassersysteme. §. 69. 
Eseln untermischt, reichliche Nahrung finden. Aus dem erweichten Boden 
kriechen riesenhafte Wasserschlangen und Krokodile hervor, die während der 
Zeit der Dürre ihren unterirdischen Sommerschlaf gehalten haben. 
2. In Nord-Amerika erstreckt sich, zwischen dem Felsengebirge im W. 
und dem Alleghany-Gebirge im O., eine einzige Niederung vom Golf von 
Mejico bis an das arktische Meer, in welcher nur die mäßige (400—500 m 
hohe Bodenanschwellung der schwarzen Hügel (Black Hills) die Wasser¬ 
scheide zwischen der Hndsons-Bai und dem mejicanischen Busen bezeichnet. Die 
südliche Hälfte ist die reich bewässerte, fruchtbare und stark bewohnte Missis- 
fippi-Niedernng, die nördliche die arktische oder canadische. 
a. Die südliche Hälfte wird durch den Mississippi wieder in zwei in 
ihrer natürlichen Beschaffenheit verschiedene Hälften getheilt, eine kleinere, 
östliche, theilweife noch mit Waldungen bedeckte, theilweise aber in Cultur- 
boden mit zahlreicher Bevölkerung umgeschaffene, und in eine größere, w e st- 
liche, welche zu beiden Seiten des-Missonri unermeßliche Grasflureu (Sa- 
vannen oder Prärien) enthält, in denen die größten Thiere der neuen 
Welt, die Büffelochsen, weiden und im Winter in Heerden von mehreren 
Tausenden in die Länder südlich vom Arkansas-Flnß wandern, um eiu milderes 
Klima aufzusuchen. Von den nomadischen Indianern werden sie in künstlichen 
Gehegen eingefangen. 
b. Die nördliche Hälfte dehnt sich (in einem Umfange von etwa 
100 000 DM.) von den Rocky Mountains bis zum atlantischen Ocean aus 
und wird unterbrochen durch den bedeutenden Einschnitt der Hudsons-Bai, 
welche sämmtliche minder entwickelte, zum Theil nur periodische Wassersysteme 
(s. S. 307) dieser Tiefebene aufnimmt, die, wie in den Gras- und Wald- 
flächen Süd-Amerika's, die eiuzigeu leitenden Fäden für die Eommnnication 
sind und zugleich den Wüstencharakter fernhalten, der ohne sie sich hier durch 
die polarische Kälte, wie dort durch die tropische Glut einstellen würde. 
§. 69. 
Wassersysteme Amerikas. 
Kein Erdtheil besitzt eine solche Masse continentaler Gewässer, wie 
Amerika. Seine Ströme sind die wasserreichsten und am meisten ver- 
zweigten auf der ganzen Erde. Da^ aber die Vermittlung zwischen 
Hochgebirgsland und Tiefland durch Stufenländer in weit geringerem 
Grade vorhanden ist, als in der alten Welt, und namentlich in Süd- 
Amerika fast gänzlich fehlt, so ist die Entwicklung der amerikani- 
schen Stromsysteme eine sehr einförmige, nur ein kurzer Ober- 
und ein langer Unterlauf mit geringem Gefälle, ohne Mittellauf. ^Jn 
der entschieden vorherrschenden Ebene bildet zuweilen, besonders in Süd- 
Amerika, eine beinahe unmerkbare Bodenanschwellung die Wasserscheide 
(wie in Rußland), ja diese fehlt zwischen dem Orinoko und Amazonen- 
ström ganz, so daß beide, namentlich bei höherem Wasserstande, förm- 
lich ineinander verschwimmen und feststehende Trageplätze zum Uebergang 
kleinerer Fahrzeuge aus einem Stromgebiete in das andere dienen; anßer- 
dem daß durch den Eassiqniare eine Bifurcation zwischen beiden Strömen 
hergestellt ist. 
Da die Audes und Eordilleren ein Küstengebirge des großen Oceans
	        
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