fullscreen: Für die untern und mittlern Klassen (Teil 1, [Schülerband])

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es halb unter die Armen und ließ von der andern Hälfte eine Kirche daselbst 
bauen. Diese Geschichte ward zum ewigen Andenken in Stein gehauen und 
ist noch heutzutage in der Dreifaltigkeitskirche zu Reichenau in Böhmen 
zu sehen. 
21. Der Rabe und der Puchs. 
(Gotthold Ephraim Lessing.) 
Ein Rabe trug ein Stück vergiftetes Fleisoh, das der erzürnte 
Gãrtner für die Katzen seines Nachbars hingeworfen hatte, in seinen 
Klauen fort. Eben wollte er es auf einer alten Eiche verzehren, 
als sich ein Fuchs herbeischlich und ihm zurief: „Sei mir gesegnet, 
Vogel des Juppiter!“ — „Für wen siehst du mieh an?“ fragte der 
Rabe. — „Für wen ieh dich ansehe?“ erwiderte der Puchs. „Bist 
du nicht der rüstige Adler, der täglich von der Rechten des Zeus 
auf diess Eiche herabkommt, mich Armen zu speisen? Warum 
verstellst du dich? dehe ich denn nicht in der siegreichen Klaue 
die erflehte Gabe, die mir dein Gott dureh dieh zu schicken noch 
kortfãhrt ? 
Der Rabe erstaunte und freute sich innig, für einen Adler 
gehalten zu werden. „Ich muls,“ dachte er, „den FPuchs aus diesem 
Irrtum nicht bringen.“ Grossmütig dumm liess er ihm also seinen 
Raub herabfallen und flog stolæ davon. Der Fuchs fing das Pleisch 
lachend auf und frals es mit boshafter Freude. Doch bald ver- 
kehrte sich die Preude in ein schmerzhaftes Gefühl; das Gift fing 
an zu wirken, und er verendete. 
Möchtet ihr euch nie etwas Anderes als Gift erloben, ehrlose 
Schmeichler! 
22. Der Wolf und der Mensch. 
(Gebr. Grimm.) 
Der Fuchs erzählte einmal dem Wolfe von der Stärke des Menschen. 
Kein Tier, sagte er, könnte ihm widerstehen, und sie müßten List gebrauchen, 
um sich vor ihm zu erhalten. Da antwortete der Wolf: „Wenn ich nur 
einmal einen Menschen zu sehen bekäme, ich wollte doch auf ihn losgehen.“ 
„Dazu kann ich dir verhelfen,“ sprach der Fuchs; „komm nur morgen früh 
zu mir, so will ich dir einen zeigen.“ Der Wolf stellte sich frühzeitig ein, 
und der Fuchs brachte ihn hinaus auf den Weg, den der Jäger alle Tage 
ging. Zuerst kam ein alter, abgedankter Soldat. „Ist das ein Mensch?“ 
fragte der Wolf. „Nein,“ antwortete der Fuchs, „das ist einer gewesen.“ 
Darnach kam ein kleiner Knabe, der zur Schule wollte. „Ist das ein 
Mensch?“ — Nein, das will erst einer werden.“ — Endlich kam der 
Jäger, die Doppelflinte auf dem Rücken und den Hirschfänger an der Seite. 
Da sprach der Fuchs zum Wolfe: „Siehst du, dort kommt ein Mensch; 
auf den mußt du losgehen; ich aber will mich fort in meine Höhle machen.“ 
Der Wolf ging nun auf den Menschen los. Der Jäger sprach, als 
er ihn erblickte: „Es ist schade, daß ich keine Kugel geladen habe,“ legte 
an und schoß dem Wolfe das Schrot ins Gesicht. Der Wolf verzog das
	        
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