Full text: [Teil 2] (Teil 2 = Oberstufe)

§ 47. Die Balkanhalbinsel. 107 
besonders in Bulgarien wird Ackerbau getrieben, stattliche Laubwaldungen 
dehnen sich weit aus, die Eiche herrscht vor, so daß stellenweise Schweine- 
zucht getrieben wird. Auch Obst, besonders Pflaumen (Bosnien), wird 
angebaut. Doch liegt die gesamte Bodenkultur infolge der Jahrhunderte 
langen Mißwirtschaft der Türken sehr danieder. Von Haustieren wird 
überwiegend das Schaf gezüchtet, welches ein Hauptnahrungsmittel der 
Bevölkerung ist, und im Tal der Morawa das Schwein, weil die 
großen Eichenwaldungen eine gute Mast liefern. Griechenland hat sich 
im letzten Jahrhundert nach der Befreiung vom Türkenjoch bei seiner 
tatkräftigen Bevölkerung bedeutend gehoben. Da das Innere wenig 
Getreide, nur Öl, Wein und Trauben (Rosinen, Korinthen) hervorbringt, 
haben die Griechen ihre alte Tätigkeit, den Handel, wieder aufgenommen. 
4. Bevölkerung. Als Übergangsland von Asien nach Europa 
ist die Balkanhalbinsel zu allen Zeiten der Schauplatz von heftigen, 
andauernden Kämpfen gewesen. Im Altertum hatten die hochbegabten 
Griechen den S. inne und behaupteten trotz ihrer Zersplitterung in 
viele kleine Staaten die Herrschaft über das Mittelmeer. Sie gingen im 
großen Römerreich auf. Dieses erlag im 15. Jahrhundert dem Ansturm 
der mohammedanischen Türken, welche 1453 Konstantinopel eroberten 
und die im N. ansässigen Bulgaren und Serben unterwarfen. Unter 
der Türkenherrschaft ging die Kultur des Landes sehr zurück. Ihr 
Vordringen nach Ungarn und bis Wien (1529 und 1683) war ein 
Schrecken für ganz Europa. Doch wurden sie glücklich zurückgeschlagen 
(Prinz Eugen von Savoyen) und verloren ein Gebiet nach dem andern. 
In blutigem Kampfe (1821 — 29) riß sich Griechenland los. 
Die jetzige Bevölkerung ist daher sehr gemischt. Im N. wohnen 
Slawen, nämlich die Serben und Bulgaren, im W. die Albanesen, im 
O. die Türken, zwischen ihnen und im ganzen S. die Griechen. Außer 
den Türken, welche sich zur Religion des Mohammed oder dem Islam 
bekennen, gehören alle andern Völker der griechisch-katholischen oder 
orthodoxen Kirche an. 
5. Staaten und Städte: 
1. Tie Türkei. 
Außer den Besitzungen im w. Asien und nw. Afrika umfaßt das 
türkische Reich in Europa zwei Provinzen, Rumelien und Albanien, und 
vier tributpflichtige Staaten, Bulgarien, Ostrumelien, Bosnien und Kreta. 
Die unumschränkte Herrschaft des Sultans, der zugleich die höchste geist- 
liche Macht in Händen hat, ist durch die fortwährende Geldnot und die 
Bestechlichkeit der Beamten sehr behindert, er hat den Einflüssen mancher
	        
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