Full text: Lehrbuch der allgemeinen Geographie

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scherfamile, und die Grafschaft Nizza an Frankreich ab. Im folgenden 
Jahre (1861) wurde das erste italienische Parlament in Turin zusammen- 
berufen, und später Florenz zur Hauptstadt des Königreichs Italien er- 
klärt. 1866 mußte Oesterreich, von Preußen in Deutschland hart bedrängt, 
auch Venedig abtreten. Als 1867 revolutionäre Banden unter Garibaldis 
Anführung den letzten Rest des Kirchenstaats erobern wollten, trat Frank- 
reich zum Schutz der weltlichen Macht des Papstes ein und hielt Rom mi- 
litärisch besetzt. In Folge des deutsch-französischen Krieges zog Frankreich 
seine Truppen zurück, und im September 1870 wurde das Land von ita- 
lienischen Truppen occupirt und nach erfolgter Volksabstimmung am 9. Ok- 
tober mit Italien vereinigt. 
Italien ist eine constitutionelle Monarchie. Der gegenwärtige König 
heißt Victor Emanuel. Seine Regierung hat eine schwere Aufgabe zu lösen, 
da das Land verschuldet ist. Die Geistlichkeit, deren Güter zum Besten 
des Staates consiscirt sind, hetzt das Volk gegen die Regierung auf und 
sucht die früheren Zustünde wieder herbeizuführen. Wird indeß der äußere 
Friede erhalten, so werden sich die inneren Verhältnisse bald besser gestalten. 
Die Halbinsel umfaßt also gegenwärtig das Königreich Italien und 
die Republik San Marino. 
1. Das Königreich Italien. 
Die einzelnen Bestandteile sind, von Norden nach Süden gerechnet, 
folgende r 
1. Das Königreich Sardinien. Dazu gehören: 
a. Das Fürstenthum Piemont und das Herzogthum Genua, im 
N. und W. von den Alpen, im S. von den Apenninen, im O. meist vom 
Tessino und dem von ihm gebildete Lago maggiore begrenzt. Darin: Turin, 
182,000 E., wunderschön am Po gelegen, ehemalige Hauptstadt des Lan- 
des mit ganz modernem Charakter. Universität und reiche wissenschaftliche 
Sammlungen; Alessandria am Tanaro, 28,000 E., bedeutende Festung; 
Genua, 128,000 E., in schöner Gegend, am Meere, mit Hafen. Bedeu¬ 
tende Fabriken in Seide und Baumwolle. 
b. Die Lombardei, eine große fruchtbare Ebene bildend. Darin: 
Mailand, 220,000 E., mit bedeutenden Seidenfabriken; Pavia, 29,000 
E.; Como, 19,000 E., mit Tuch- und Seidenfabriken; Brescia (brescha), 
41,500 E.; Bergamo, 25,000 E., mit bedeutendem Handel. 
c. Die Insel Sardinien, 439 DM. mit 580,000 E. Darauf: 
Sassari, 24,000 E.; Cagliari, im Süden, 29,000 E., mit Kriegshafen. 
2. Das Königreich Venetien (Venedig), östlich von der Lombardei, 
1866 von Oesterreich an Italien abgetreten. Darin: Venedig, auf 70 
Inseln der Lagunen erbaut, 120,000 E., mit mehr Wasserstraßen als ge- 
pflasterten versehen, reich an schönen Palästen, Kirchen uud Plätzen (Mar- 
kusplatz); Padua, 55,000 E.; Viceuza (witscheuza), 30,000 E., mit Sei- 
denfabriken; Verona, 60,000 E., starke Festung; Mantua, am Mincio, 
30,000 E., schöne Stadt, starke Festung; Peschiera (peskiära), an der 
Südspitze des Gardasees, starke Festung. 
3. Die Emilia, südlich von der Lombardei und Venetien, die ehe- 
maligen Herzogthümer Parma und Modena und die Romagna (romanja) 
umfassend. Darin: Parma, 48,000 E., mit berühmten Kunstsammlungen;
	        
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