Full text: Lehrbuch der allgemeinen Geographie

— 248 - 
und gefressen werden, das zu berechnen, reichen die näheren Nachrichten 
nicht ans; ihre Zahl übersteigt aber jedenfalls die der ausgeführten Sklaven. 
Die Kaffern unterscheiden sich von den andern afrikanischen Völkern 
durch ihre Körperbildung und Hautfarbe. Sie find von ausgezeichneter 
Größe, Stärke und von besonderem Ebenmaße der Glieder, haben eine 
grauschwarze Hautfarbe und schwarzes, krauses, aber nicht wolliges Haar. 
Sie zerfallen in die westlichen Stämme oder Betfchuanen im innern Hoch- 
lande, und in die östlichen oder eigentlichen Kaffern von der Grenze des 
Caplandes bis zur De Lagoa Bai. Die Kaffern haben gute geistige Au- 
lagen, und unterscheiden sich darin von den Aethiopiern; sie sind kriegerisch, 
mäßig, gastfrei, und führen nicht um des Sklavenhandels, der ihnen unbe- 
kannt ist, sondern um Heerden und Weideplätze Kriege mit einander und 
mit den Nachbarn. Sie rechnen nach Rindern. 
Die Hottentotten haben mit den Negern die wulstigen Lippen, die 
platte Nase und das krause Haar gemein, unterscheiden sich aber durch die 
Hautfarbe, die Gesichtsbildnng und die engen Augenliderspalten von den- 
selben. Ihre Hauptfarbe ist gelbbraun, ihre Backenknochen und die aus 
einander stehenden Augen erinnern an die mongolische Race. Sie sind die 
Urbewohner des Caplands, gehen aber ihrem Untergang entgegen. Die 
außerhalb des Caplands wohnenden Stämme schätzt man auf 3000 Fami- 
lien; die bei den europäischen Ansiedlern Zurückgebliebenen haben das Chri- 
stenthum angenommen. Zu den ersteren gehören auch die Buschmänner 
im östlichen Tafellande, die rohefte und wildeste Völkerschaft in Afrika. Sie 
haben keine Hütten, sondern ruhen in einer Art von Nest, welches aus den 
Zweigen eines Strauches geflochten wird. Zu ihrer Nahrung gehören 
Schlangen, Eidechsen, Ameisen, Käfer, Heuschrecken :c. Die Hottentotten 
stehen an geistiger Kraft den Kaffern nach; sie wollen sich durchaus nicht 
geistig anstrengen und arbeiten ebenso ungern. Aber doch ist ihr Charakter 
gut; denn sie sind ehrlich, zärtlich gegen ihre Kinder und voll Mitleid ge- 
gen Unglückliche. 
Die Bildungsstufe der äthiopischen Race kann man schon aus ihrer 
Religion abmessen (§ 50). Sie ist die tiefste Stufe des Heidenthums. 
Die Neger haben kaum einen Begriff von einem lebendigen Gotte; sie den- 
ken ihn sich zu entfernt und glanben, er habe die Welt verlassen und un- 
zähligen Geistern preisgegeben. Diese Geister (Fetische) beten sie unter 
allerlei Formen an; aus die lächerlichste Weise machen sie Holz, Steine, 
Schlangen, Eidechsen, Krokodile, Wasserfälle, Bäume, die Sonne, selbst ver- 
fertigte Götzen mit Menschengesichtern, sogar den eignen Schatten ?c. zu 
Fetischen, welchen sie auch Menschenopfer bringen, um ihren Zorn zu ver- 
söhnen. Ueberall verlangt der Fetischdienst zahlreiche Menschenopfer und 
veranlaßt die fürchterlichsten Gräuelscenen. Die Neger haben einen eigent- 
lichen Teufelsdienst; sie sind in immerwährender Furcht, ein Zauberer möge 
sie etwa behexen. Darum behängen sie sich mit Grigris d. h. Zaubermitteln, 
und morden ohne Erbarmen alle diejenigen, welche von den Zauberärzten 
als Urheber einer Bezauberung bezeichnet werden. Erst in neuester Zeit ist 
zu diesen unglückseligsten Duldern der Erde die Wohlthat des Christenthums 
gedrungen. Unter den Hottentotten und Kaffern, in der Negerrepublik 
Liberia, in Freetown, und an der Küste Zanguebar hat die Lehre 
des Weltheilaudes bereits so festen Fuß gefaßt, daß mit Zuversicht zu er- 
warten steht, es werde den uuausgesetzten Bemühuugen europäischer und 
afrikanischer Missionäre in Kürze gelingen, auch unter den unglücklichen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.