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§ 102.
Die christliche Neger-Nepublik Liberia.
(450 Q.-M. und 718,000 Einwohner.)
Eine Gesellschaft amerikanischer Bürger gründete 1821 an der asrika-
nischen Pfefferküste einen christlichen Negerstaat, welchen man mit steige-
wordenen Negersklaven bevölkerte. Das notwendige Land hatte man schon
1819 den dortigen Negerfürsten abgekauft. Die eingewanderten Neger
waren alle ohne Ausnahme Bekenner der Lehre Jesu, und gründeten die
Stadt Monrovia, legten Schulen, Kirchen und Druckereien an und zeigten
vollständig, daß auch die Neger auf dem Gebiete der Gesetzgebung, der
Gewerbthätigkeit und Landwirthschast selbständig Gutes und Großes zu
leisten vermögen. Der Freistaat ist in gutem Fortschreiten begriffen; die
öffentlichen Angelegenheiten desselben werden bereits in einer Zeitung be¬
sprochen, welche ein Neger redigirt. Alle Beamten, Lehrer und Prediger
sind Neger, da die Europäer das Klima auf die Dauer nicht ertragen
können, und viele Missionäre ihren Eifer für die Ausbreitung der christ¬
lichen Lehre mit dem Leben bezahlten. Besondern Fleiß verwenden die
Neger aus die Anpflanzung der Colonial-Waaren, welche sie während ihrer
Sklavenzeit in Amerika gelernt haben. Diese Kolonie, hofft man, werde
den afrikanischen Heiden die Lehre Christi bald zuführen. Und diesen Er-
Wartungen entspricht der Erfolg vollkommen. Benachbarte Stämme haben
sich unter den Schutz der Republik gestellt, andere sehr entfernte um Hülfe
gebeten und dringend aufgefordert, Kolonisten aus Liberia zu senden.
Ebenso werden mehrere afrikanische Häuptlinge genannt, welche mit der
Regierung von Liberia in Unterhandlungen getreten sind. Hauptstadt ist
Monrovia an der Mesurada-Mündung, 3000 E. Größer ist die Stadt
Cavally, 10,000 E., Hafen.
§ 103.
Die muhamedanischen Negerstaaten in Sudan und Senegambien.
Sudan oder Nigritien, das Land der Schwarzen, und Senegambien
werden von verschiedenen Völkern äthiopischer Race bewohnt, unter welchen
die Fulah, Mandingo und Dschaloffcn die bedeutendsten sind. Sie be-
kennen sich zum Islam, treiben Ackerbau und Viehzucht, sogar Bergbau
und Gewerbe. Sehr viel beschäftigen sie sich mit Handel, und es bestehen
Handelsverbindungen, welche vom Ocean bis weit ins Innere hinein ihre
Faktoreien haben.
1. Senegambien
ist ein an der Küste flaches, nach Sudan hin bergiges Land. An der Küste
ist das Klima drückend heiß, in den Höhen gemüßigt. Vom November
bis März währt die trockne Jahreszeit und der Harmattan; vom März
bis November die nasse mit den Tornados. Der Harmattan ist ein hei-
ßer, austrocknender Wind, die Tornados sind heftige, von Blitz und Donner
begleitete Gewitterwinde. Das Klima ist den Europäern nicht günstig; sie
erliegen den Fiebern jener Gegend. Im Norden des Senegal breiten sich
bedeutende Gummiwälder (Akazien) aus; das Gummi (Senegal-Gummi)
bildet gegenwärtig einen sehr bedeutenden Handelsartikel. Die Flußwälder
Cassian, Geographie. 5. Aufl. ^7
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