Full text: Lehrbuch der allgemeinen Geographie

' "" j 
— 257 - 
§ 102. 
Die christliche Neger-Nepublik Liberia. 
(450 Q.-M. und 718,000 Einwohner.) 
Eine Gesellschaft amerikanischer Bürger gründete 1821 an der asrika- 
nischen Pfefferküste einen christlichen Negerstaat, welchen man mit steige- 
wordenen Negersklaven bevölkerte. Das notwendige Land hatte man schon 
1819 den dortigen Negerfürsten abgekauft. Die eingewanderten Neger 
waren alle ohne Ausnahme Bekenner der Lehre Jesu, und gründeten die 
Stadt Monrovia, legten Schulen, Kirchen und Druckereien an und zeigten 
vollständig, daß auch die Neger auf dem Gebiete der Gesetzgebung, der 
Gewerbthätigkeit und Landwirthschast selbständig Gutes und Großes zu 
leisten vermögen. Der Freistaat ist in gutem Fortschreiten begriffen; die 
öffentlichen Angelegenheiten desselben werden bereits in einer Zeitung be¬ 
sprochen, welche ein Neger redigirt. Alle Beamten, Lehrer und Prediger 
sind Neger, da die Europäer das Klima auf die Dauer nicht ertragen 
können, und viele Missionäre ihren Eifer für die Ausbreitung der christ¬ 
lichen Lehre mit dem Leben bezahlten. Besondern Fleiß verwenden die 
Neger aus die Anpflanzung der Colonial-Waaren, welche sie während ihrer 
Sklavenzeit in Amerika gelernt haben. Diese Kolonie, hofft man, werde 
den afrikanischen Heiden die Lehre Christi bald zuführen. Und diesen Er- 
Wartungen entspricht der Erfolg vollkommen. Benachbarte Stämme haben 
sich unter den Schutz der Republik gestellt, andere sehr entfernte um Hülfe 
gebeten und dringend aufgefordert, Kolonisten aus Liberia zu senden. 
Ebenso werden mehrere afrikanische Häuptlinge genannt, welche mit der 
Regierung von Liberia in Unterhandlungen getreten sind. Hauptstadt ist 
Monrovia an der Mesurada-Mündung, 3000 E. Größer ist die Stadt 
Cavally, 10,000 E., Hafen. 
§ 103. 
Die muhamedanischen Negerstaaten in Sudan und Senegambien. 
Sudan oder Nigritien, das Land der Schwarzen, und Senegambien 
werden von verschiedenen Völkern äthiopischer Race bewohnt, unter welchen 
die Fulah, Mandingo und Dschaloffcn die bedeutendsten sind. Sie be- 
kennen sich zum Islam, treiben Ackerbau und Viehzucht, sogar Bergbau 
und Gewerbe. Sehr viel beschäftigen sie sich mit Handel, und es bestehen 
Handelsverbindungen, welche vom Ocean bis weit ins Innere hinein ihre 
Faktoreien haben. 
1. Senegambien 
ist ein an der Küste flaches, nach Sudan hin bergiges Land. An der Küste 
ist das Klima drückend heiß, in den Höhen gemüßigt. Vom November 
bis März währt die trockne Jahreszeit und der Harmattan; vom März 
bis November die nasse mit den Tornados. Der Harmattan ist ein hei- 
ßer, austrocknender Wind, die Tornados sind heftige, von Blitz und Donner 
begleitete Gewitterwinde. Das Klima ist den Europäern nicht günstig; sie 
erliegen den Fiebern jener Gegend. Im Norden des Senegal breiten sich 
bedeutende Gummiwälder (Akazien) aus; das Gummi (Senegal-Gummi) 
bildet gegenwärtig einen sehr bedeutenden Handelsartikel. Die Flußwälder 
Cassian, Geographie. 5. Aufl. ^7 
|
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.