Full text: Lehrbuch der allgemeinen Geographie

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und daher auch nicht bewohnbar. Fruchtbare und bewässerte Stellen in 
der Wüste, gleichsam fruchtbare Inseln im Sandmeere, nennt man Oasen. 
Steppen nennt man flache, waldlose Strecken, die mit Gräsern und kleinen 
Gewächsen aus der Classe der Dicotyledonen bewachsen sind. Die Steppen 
bieten eine mannigfaltige Thierwelt und werden von Jägern und Nomaden 
durchstreift. Die amerikanischen Steppen sind feucht und fruchtbar und 
bilden weit ausgedehnte, blumenreiche Grasfluren (Kräutermeere). Sie heißen 
daselbst Pampas, Llanos, Savannen und Prairien; durch mensch- 
lichen Fleiß sind manche Steppen schon in Eult urebenen verwandelt 
worden. Darunter versteht man die Landflüchen, welche alljährlich von 
Bewohnern fester Ansiedlungen bebaut werden. 
Im Allgemeinen nennt man alle Erhebungen der Erdoberfläche 
Anhöhen, Hügel, oder Berge, und die zwifcheuliegenden Vertiefungen 
Thäler. Eine größere Anzahl mit einander verbundner Berge bilden ein 
Gebirge. Treten mehrere Bergketten in einem Punkte zusammen, so ent- 
steht ein Gebirgsknoten (Gebirgsstock). Massenhafte Gebirge ohne eine 
hervortretende Hauptrichtuug heißen, wenn sie ein Ganzes für sich aus- 
machen, eine Gebirgsgruppe. 
An den Gebirgen unterscheiden wir, wie an den Bergen, den Fuß, 
den Abhang und den Gipfel. Der Fuß ist der unterste Theil des 
Gebirges, wo es die Ebene berührt. Der Abhang des Gebirges ist die 
Flüche, welche sich vom Fuße bis zum höchsten Punkte desselben fortsetzt. 
Je nach der verschiedenen Neigung, welche die Abhänge der Gebirge zeigen, 
legt man ihnen die Bezeichnung „jüh, schroff, steil, geneigt, sanft" bei. Der 
Gipfel ist die Erhebung eines einzelnen Theils über die Masse des Ge- 
sammtgebirges. Die Berggipfel führen nach ihrer äußern Gestalt verschie- 
dene Namen: sind sie zugespitzt, so heißen sie Spitze^ oder Horn, Nadel, 
Nase, Zahn; Pik (Piz), wenn sie kegelförmig sind. Sind sie abgerundet, 
Kopf oder Kuppe, Ballon, Puy; sind sie flach, Platte. 
Die Vertiefuugeu zwichen den Gipfeln einer Gebirgskette werden 
Sättel, Joche und Pässe genannt; sie ermöglichen die Verbindung ver- 
schiedener Thalschaften, Länder oder Völker. Viele Pässe sind nur für 
Saumthiere geeignet, manche nur im Sommer gangbar, und andere zu 
Kunststraßen umgeschaffen worden. Diese Pässe bestimmen den Kamm oder 
Rücken eines Gebirges; darunter versteht man die Linie, welche die Er- 
Hebung der gesammten Gebirgsmasse darstellt und über die hinaus nur die 
Gipfel emporragen. 
Nach der Höhe zerfallen die Gebirge in folgende Elassen: 
1) die Hügel erheben sich bis zu 2000' absoluter Höhe; 
2) die Niedergebirge von 2000 bis 4000' „ „ 
3) die Mittelgebirge „ 4000 „ 8000' „ „ 
4) die Alpengebirge „ 8000 „ 14000' 
5) die Riesengebirge „ 14000 „ 28000, „ 
Es ist freilich nicht möglich, daß alle Theile des Gebirges zu einer 
der angegebenen Höhen emporragen; diese Höhen erreichen nur die bedeu- 
tendsten Berge, die Kulminationspunkte. Viel tiefer liegen in der Regel 
die Pässe. Will man daher die mittlere Kamm höhe eines Gebirges 
kennen lernen, so suche man nur den durchschnittlichen Werth von der Höhe 
der vorkommenden Pässe. Hierbei finden sich besonders zwei auffallende 
Verhältnisse: 1) die Höhe der Kulminationspunkte beträgt in vielen Haupt- 
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