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gut bewässert, theilweise angebaut und ziemlich ergiebig. Nur im nördlichen
und südöstlichen Theile dehnen sich große Steppen aus. Das nördliche
Steppenland bedecken die Tundra, ungeheure mit Moos besetzte Sumpf-
flächen, welche den größten Theil des Jahres mit Eis belegt sind; dies ist
auch auf Kola, der lappischeu Halbinsel, der Fall. Das Land am Unter-
laufe der Wolga ist eine salzige Sandstrecke, welche ein alter Meeresgrund
gewesen zu sein scheint. Dafür spricht insbesondere die Lage des größten
Binnenmeeres der Welt, des Kaspi-Sees (8413 Q.-M.), welcher fast 79'
unter dem Spiegel des schwarzen Meeres liegt, salziges Wasser enthält und
Seethiere und ^eepflanzen ernährt. Im Osten scheidet der Ural, ein Ge-
birge, das den Meridianen nach von N. nach S. streicht, das große Tief-
land Europa's von Asien. Vom Ural aus ziehen auch jene einzigen Er-
Hebungen (Uwalli sagen die Russen) durch die Tiefebene. Die nördliche
beginnt am Ural, streicht durch die russische und norddeutsche Tiesebene bis
in die jütische Halbinsel, wo sie sich vollständig herabsenkt. Man nennt
sie gewöhnlich die nra lisch-baltische Landhöhe; sie bildet zugleich
theilweise die Wasserscheide zwischen dem nördlichen Eismeer nnd der Ostsee
einerseits, und dem schwarzen und kaspischen Meere andererseits. Der süd-
liche Landrücken, der uralisch-karpathische Höhenzug, reicht vom
Ural bis zu den nördlichen Vorhöhen der Karpathen. In der südlichen Land-
höhe erreicht der Obtschei Syrt die Höhe von 500', die Lysa Gora
im südlichen Polen 1800'; in der nördlichen sind das Waldai-Gebirge
und der Wolchonsli-W ald Höhen von 880'. Nur die nördliche Land-
höhe trägt unzählige fischreiche Seen auf ihrem Rücken, die südliche nicht.
Das Land zwischen den beiden Landhöhen ist theils angebaut, theils noch
mit mächtigen Waldungen bedeckt.
Das Klima der ungeheuren Tiefebene ist wegen der großen Aus-
dehnung nach N. und S., O. und W. sehr verschieden. Bis zu 50° N. B.
findet man die vier Jahreszeiten, angenehmen Frühling und Herbst, dürren
heißen Sommer, kurzen, strengen Winter. Oel- und Südfrüchte kommen
auf der Südseite der Krim zur Reife, der Weinstock gedeiht bis zum 48."
und 49°. Zwischen dem 50.° und 60.° findet man einen heißen Sommer
und strengen Winter. In diesen Gegenden wird vorzugsweise Getreide
gebaut. Nördlich vom 60.° finden wir eine große Hitze im Sommer und
eine strenge Kälte im Winter, vor der das Quecksilber erstarren muß
(— 32° R.). Während im Süden der längste Tag 15 Stunden zählt,
dauert er auf der Nordküste der Halbinsel Kola 2 Monate. Unter allen
Verhältnissen ist das russische Tiefland kälter als alle anderen europäischen
Staaten, selbst wenn diese auf gleichen Breitegraden liegen (§ 80 A.)
§ 44.
Das Hoch- und Tiefland außerhalb des kontinentalen Dreiecks.
1. Die Bodenbeschaffenheit der pyrenäischen Halbinsel.
Auf den drei südeuropäischen Halbinseln ist das Bergland vorHerr-
fchend. Betrachten wir die westlichste, die pyrenäische (auch iberische und
spanische genannt), so haben wir daselbst nur 3 größere Tiefebenen, näm-
lich: 1) das Tiefland von Arragonien am Ebro, das an vielen Stellen
nichts als wüste Salzsteppe ist; 2) das von Andalusien am Guadalqui-
vir; 3) das von Estremadura am untern Tajo. Andere kleinere tief-
liegende Landstrecken sind nur an der Meeresküste zu finden, z. B. an der