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J. Aus der Geschichte des deutschen Volkes.
zu regeln, daß die Erhaltung der Gesundheit, die Gebote der Sitt⸗
lichkeit, die wirtschaftlichen Bedürfnisse der Arbeiter und ihr
Anspruch auf gesetzliche Gleichberechtigung gewahrt bleiben.
Für die Pflege des Friedens zwischen Arbeitgebern und Arbeit—
nehmern sind gesetzliche Bestimmungen über die Formen in Aussicht zu
nehmen, in denen die Arbeiter durch Vertreter, welche ihr Vertrauen
besitzen, an der Regelung gemeinsamer Angelegenheiten beteiligt und be—
fähigt werden. Durch eine solche Einrichtung ist den Arbeitern der freie
und fredliche Ausdruck ihrer Wünsche und Beschwerden zu ermöglichen und
den Staatsbehörden Gelegenheit zu geben, sich über die Verhältnisse der Ar—
beiter fortlaufend zu unterrichten und mit den letzteren Fühlung zu behalten.“
Um diese seine Worte zur That zu machen, berief Kaiser Wilhelm eine
Versammlung von sachkundigen Männern, darunter schlichte Arbeiter und
Handwerker, die darüber beraten sollten. So kam am 1. Januar 1891
das Invaliditäts- und Altersversicherungsgesetz zustande; für einen ge—
ringen wöchentlichen Beitrag, den sie zahlen müssen, erhalten die Arbeiter
mit Beginn ihres 71. Lebensjahres eine jährliche Unterstützung von
105,40 bis 191 Mark, und wenn sie vorher invalide, d. h. arbeits—
unfähig, geworden sind, jährlich 114,70 bis 415,50 Mark. An Sonn—
und Feiertagen darf keiner zur Arbeit gezwungen werden, jeder kann ein
Zeugnis über seine Führung und Beschäftigung verlangen, und jedem muß
von seinem Arbeitgeber vierzehn Tage vorher der Dienst gekündigt werden.
Kinder unter 12 Jahren dürfen in Fabriken gar nicht, Kinder bis zu
14 Jahren nur sechs Stunden täglich arbeiten. In ungesunden Räumen
dürfen keine Arbeiter beschäftigt werden.
2. Unser Kaiser weiß, daß das Wohl seiner Unterthanen nur zur
Zeit des Friedens gedeihen kann, und darum will er seinem Lande jeden
Krieg ersparen und den Frieden erhalten. Das hat er schon in seiner
Thronrede vom 25. Juni 1888 gesagt:
„In der auswärtigen Politik bin Ich entschlossen, Frieden zu halten
mit jedermann, soviel an Mir liegt.“
Er weiß aber auch, daß ein starker und treuer Freund die sicherste
Bürgschaft für den Frieden ist, und darum hält er an dem Bunde, den
sein Großvater mit Osterreich und mit Italien geschlossen hat, uner—
schütterlich fest. Aber noch mehr! Oft verläßt er sein trautes Haus,
seine liebe Heimat und nimmt die Anstrengungen einer weiten Reise auf
sich, um andre europäische Länder zu besuchen und mit ihren Fürsten
das Freundschaftsband zu knüpfen und gute Nachbarschaft zu halten. So
ist er in Kopenhagen, London, Stockholm, Petersburg und Konstantinopel