Full text: Lehrbuch der allgemeinen Geographie für höhere Lehranstalten

328 Asien. 
den Anhängern des Confucius bemerkbar. — Während neben der Lehre des 
Confucius. der eigentlichen Staatsreligion Chinas, bei dem niederen Volke 
der Buddhismus allgemeine Verbreitung fand, erhielt bei den Gebildeteren 
der Toismns, eine schwärmerische Lehre, viele Anhänger, durch welche Ab- 
kehr von der Welt und Unterdrückung der Leidenschaften verlangt wird, um 
die Rückkehr in das „To", die Einheit zwischen Urkraft und Urstoff, zu er- 
langen. Fast von keiner geographischen Bedeutung mehr ist die alt-perfifche 
Religion (Ormuzd und Ahriman). 
Während im innern und Osten von Asien diese heidnischen Religionen 
vorherrschen, dehnt sich der Islam über den ganzen Westen, über Kleiuasien, 
Arabien und Persien, aus. Das Christentum hat sich bisher nur ans 
europäische-Einwanderer beschränkt, in neuester Zeit aber durch Missionäre 
auch unter Asiaten spärliche Anhänger gefunden. 
Der Islam, die Lehre des Muhamed, beruht auf altarabischen, jüdischen 
und christlichen Grundlagen (vergl. S. 30). Die beiden Hauptsekten der 
Moslemin sind die Sunniten und Schiiten. Erstere verehren Abubekr und 
Omar als wahre Nachfolger des Propheten uud halten neben dem Koran 
noch die Sünna (d. i. mündliche Ueberlieferung) für nötig; letztere verehren 
Ali, Mnhameds Schwiegersohn, als dessen rechten Nachfolger und verwerfen 
die Suuua. Außerdem kommt in Arabien die Sekte der WaHabiten vor. 
Als eine Verbindung des Brahmaismus mit dem Islam ist die Sekte der 
Shiks (d. i. Schüler) in Vorderindien zu betrachten, im 15. Jahrhundert 
gestiftet. Sie verwirft die Vielgötterei des Brahmaismus und den Kasten- 
unterschied, lehrt das Dasein eines Gottes und die Notwendigkeit, auf Erden 
recht zu denken und zu handeln. 
Asien mag ungefähr zählen: 
Mnhamedaner 80 Mill. 
Christen 18 
Juden 2 
Buddhisten (wozu Anhänger des Confucius und des Toismus) 500 
Brahmaisten 200 
Schamanen 30 
Die asiatischen Völker zerfallen in Bezug auf die Beschäftigung und 
Lebensweise in 3 Gruppen: 1) in Ackerbau und Gewerbe treibende Völker (8/9); 
2) in Nomaden (50 Mill.); 3) in Jäger- und Fischervölker (2 Mill.). Die 
Bewohner des nordsibirischen Landes sind vorzugsweise Fischer und Jäger; 
die Kirgisen, Mongolen, Jakuten, Afghanen, Beludfchen, zum Teil die 
Tibetaner und die Beduinen in Arabien sind Nomaden; die Bewohner des 
mittleren Sibirien, von Kleinasien, Syrien, Persien, Indien. China und Japan 
treiben Ackerbau und Gewerbe. Hierzu tritt in den Ländern mit günstigen 
Küsten, z. B. in China und Japan, Schiffahrt und Handel. Als Räuber 
werden außer den Beduinen die Kurden (im W. von Iran) gefürchtet. 
Die geistige Bildung der asiatischen Bevölkerung steht hinter der der 
Europäer entschieden zurück, obschon Asien die geistige Wiege Europas gewesen 
ist. Die großartigen Baudenkmäler Babyloniens, Assyriens, Kleinasiens, 
welche wir heute in ihren Trümmern bewundern, beweisen noch jetzt die
	        
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