Full text: Lehrbuch der allgemeinen Geographie für höhere Lehranstalten

438 Astronomisch-physikalische Geographie. 
nehmen, sondern unbeweglich zu bleiben. Diese Punkte nennt man die Welt- 
pole; die beide Pole verbindende Linie ist die Weltachse, um welche die schein- 
bare Umdrehung des Himmelsgewölbes erfolgt. Den Nordpol des Himmels 
findet man nach der Alignementsmethode also: Wenn man das durch 7 helle 
Sterne leicht kenntliche Sternbild des großen Bären, welches sür uns nie 
untergeht (Circumpolargestirn), ins Auge saßt und von den beiden letzten 
Sternen des unregelmäßigen Vierecks eine Linie zieht und dieselbe fünf mal 
so weit verlängert, als die Entfernung der beiden Sterne von einander be- 
trägt, so gelangt man zu dem Endpunkt einer ähnlichen Gruppe, des kleinen 
Bären. Dieser äußere Stern des kleinen Bären ist der nördliche Polar- 
st e rn. Er beschreibt den allerkleinsten Kreis am Himmelsgewölbe. Parallel 
mit dem Himmelsäqnator laufen die Wende- und Polar- und alle übrigen 
Breitenkreise. Diese alle werden wiederum von den Meridianen senkrecht 
durchschnitten; darunter versteht man diejenigen größten Kreise, welche durch 
die Pole, Zenith und Nadir, gehen und die Himmelskugel in eine östliche 
und westliche Hälfte teilen. Mittags 12 Uhr steht die Sonne im Meridian 
des Beobachters, d. h. sie hat für den Tag den höchsten Stand erreicht oder 
sie kulminiert. 
3) Die Ekliptik ist derjenige größte Kreis an der hohlen Himmelskugel, 
welcher durch die beiden Wendekreise begrenzt wird, den Himmelsäquator in 
einem Winkel von 231/20 durchschneidet und die scheinbare jährliche Bahn 
der Sonne oder die wirkliche Erdbahn darstellt. Ihren Namen hat sie daher 
erhalten, weil nur dann eine Sonnen- oder Mondfinsternis stattfinden kann, 
wenn der Mond sie durchschneidet oder unweit eines Durchschnittspnukts 
(Knotens) steht. Die Punkte der Ekliptik, welche den Aequator treffen, nennt 
man die Aequinoctialpunkte, die, welche die Wendekreise berühren, die 
Solstitialpunkte. 
§ 129. 
Die ZsiMerne, Maneten, Kometen und Sternschnuppen. 
1) Die Fixsterne glänzen stärker und schwächer in sehr verschiedenem 
Lichte, und je nach ihrer Lichtstärke teilt man sie in Sterne von erster, zweiter, 
dritter bis zu sechszehnter Größe. Bis zu sechster Größe sind sie dem un- 
bewaffneten Auge sichtbar. In guten Fernröhren erscheinen alle Fixsterne als 
ganz unteilbare Punkte ohne merklichen Durchmesser. Sie sind nicht gleich- 
mäßig an der Oberfläche des Himmels verteilt; hier scheinen sie dichter, dort 
dünner ausgestreut zu sein. Besonders dicht gedrängt erscheinen sie in der 
Milchstraße, welche sich durch das ganze Himmelsgewölbe hindurchzieht, 
in den Nebelflecken einzelner Sternbilder und in den Nebelhaufen. 
Die Entfernung der Fixsterne von der Erde kann man sich kaum deutlich 
vorstellen. Die nächsten Fixsterne können nach den angestellten Berechnungen 
nicht unter 4 Billionen Meilen von der Erde abstehen; nennt man diesen 
Abstand eine Sternweite, so haben die äußeren Sterne, welche der Astronom 
Herrsche! durch sein Riesenteleskop noch zu erschauen vermochte, eine Entfernung 
von mindestens 10 000 Sternweiten. Das Licht vom nächsten Fixstern würde 
^die Entfernung zu der Erde in einem Zeitraum von 3—4 Jahren zurück-
	        
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