Full text: Allgemeine Erdkunde für höhere Lehranstalten

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Größe der Erde, 
§ 19. 
F 
Fig- 40. 
Triangulation 
daß beide Orte auf demselben Meridian lagen. Nun wurde diese Entfernung 
auf Grund der Feldeinteilung zu 5000Stadien (1 Stadium^ 185m) geschätzt, 
so daß sich für den Erdumfang 5000 Stadien x 50 = 250000 Stadien = 
46250 km ergaben, ein Betrag, der um etwa 6000 km zu groß ist. 
Fiir die Messung der Entfernung zweier Orte A nnd F 
(Fig. 40) wandte zuerst der Holländer Snellius um 1614 
die Methode der Triangulation an, nach der zwischen die 
beiden Orte ein Netz von Dreiecken eingelegt wird, deren 
Ecken A, B, C usw. durch Kirchtürme oder andere weithin 
sichtbare Signalpunkte gebildet werden. Wird etwa die Seite 
AB, die Basis, mit einem Maßstabe genau gemesseu, so 
gestattet die Keuutuis der in der Figur numerierten Winkel, 
die leicht gemessen werden können, die Konstruktion und so- 
mit auch die Berechnuug sämtlicher Dreiecke, wodurch man den 
Abstand AF ermitteln kann. Unter Anwendung dieser Methode 
wurde die erste zuverlässige Gradmessung von Picard in Frankreich 
1669 — 70 ausgeführt, der für einen Meridiangrad 57060 ^ (1 Doise = 
1,949 m) = 111,209 km fand. Zweifel an der genauen Kugelgestalt der 
Erde veranlaßten die Pariser Akademie, Gradmessnngsexpeditionen nach Pern 
1735 unter Bougue r und La Cond am ine und nach Lappland 1736 
unter Maupertius und Clairaut zu entsenden; jene ergab für einen 
Meridiangrad 56734 t = 110,574 km, diese 57438 t= 111,94«; km. Es 
zeigte sich somit unter Berücksichtigung der von Picard ausgeführten 
Messung, daß die Meridiaugrade vom Äquator gegen deu Pol hin allmählich 
großer werdeu. 
Fordert man daher, daß ein Meridian sich aus kreisförmigen Bogen- 
stücken AB, BC, CD, I)E (Fig. 41)' zu¬ 
sammensetzen soll, die bei gleichem Bogeu- 
maße (etwa a = 22|-°) zunehmende Größe 
zeigen, so müssen die zu diesen Bogeu- 
stücken gehörigen Radieu BF, CG, I)H, 
FJ allmählich größer werdeu. Fig. 41 
läßt alsdauu erkennen, daß der Meridian 
sich polwärts verflacht. Da die Verhält¬ 
nisse der Fig. 41 wenn auch in abge- 
schwächten: Maße für die Erde zutreffen, 
Fig' 41- Erdsphäroid. j0 ist cin Vollmeridian der Erde eine 
Ellipse, deren kleine Achse mit der Erdachse zusammenfällt. 
Im 19. Jahrhundert wurden von den meisten Staaten Europas Grad- 
messimgen ausgeführt; sie bestätigten, daß alle Meridiane der Erde als 
kongruente Ellipsen aufgefaßt werden dürfen, und daß somit die Erde ein 
Rotationsellipsoid oder Sphäroid ist, das wie eine zwischen den 
Polen zusammengedrückte oder au den Polen abgeplattete Kngel erscheint. 
Seit einigen Jahrzehnten weiß man, daß die wahre Gestalt der Erde 
ein wenig von dem Sphäroid abweicht, indem ihre Oberfläche sich aus
	        
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