daß der gebührende Ernst von der hohen Obrigkeit nicht 
angewendet wurde. Der getötete Bösewicht wurde gleich¬ 
wohl vor Gericht gebracht, vom Gericht hinaus vor die 
Landwehr geführt, daselbst ihm der Kopf abgehauen und 
auf einen Steden gesetzt, wo er viele Jahre zu sehen war. 
Lagebusch brachte die Geschichte auch nach Stralsund; der 
Hat liefe meinem Vater einen verschlossenen wagen mit 
vier Stadtpferden ausfolgen; wir nahmen Betten mit, 
fuhren noch den Abend aus, die Nacht über, so daß wir 
des Morgens früh in Kibnitz ankamen. wir fanden meinen 
Bruder gar schwach, blieben aber den Tag um der Pferde 
willen zu Ribnitz und ließen den entleibten Hermann Lepper, 
nachdem in gebührlicher Weise das Gericht darüber ge¬ 
gangen war i), christlich und ehrlich bestatten; gegen Abend 
fuhren wir aus Ribnitz, die Nacht über nur Schritt vor Schritt, 
so daß wir erst den andern Tag gegen mittag nach Stral¬ 
sund kamen und Meister Joachim Gellhart zu dem ver¬ 
wundeten konnten holen lassen. Derselbe — der auch ein 
berühmter Wundarzt war — nahm sich mit großem Fleiß 
seiner an, aber die Wunde am halse wollte nicht zur Heilung 
kommen; was den einen Tag heilte, brach den andern Tag 
wieder auf. Schließlich wurde er gewahr, daß der Ribnitzer 
Chirurg bei Einlegung der Nadeln die eine Seite der Wunde 
höher aufgezogen hatte als die andere und daß sich des¬ 
wegen am Ende die haut kräuselte. Nun drückte er mit 
einer großen messingenen Nadel die „Trupe" (Falte) nieder, 
daß man nur noch den Knopf von der Nadel sehen konnte. 
Als er die herausgezogen und die Wunde ins rechte Geschick 
gebracht hatte — für den Patienten, wie man sich denken 
kann, nicht ohne großen Schmerz —, wurde er ziemlich bald 
geheilt. 
Neuntes Kapitel. 
Saftrom auf der Schule zu Boftoi 2). 
Auf den Rat meines Bruders schickten mich meine 
Eltern nach Rostock unter die Zucht des Arnold Burenius 
l) D. h. das Gerichtsprotokoll über seinen Tod aufgenommen 
worden war. 
*) Teil I, Buch 4, Kap. 2, 4. 
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