129 
bener Bursche. Schon als Knabe machte er eine Menge lcickt- 
fertiger Streiche, zeigte aber bei dem Allen eine gewisse Größe 
der Seele und kühnen Muth. Einmal würfelte er als Knabe 
mit andern Jungen auf der Straße. Da kam ein Wagen ge¬ 
fahren; Alcibiades rief dem Fuhrmann zu, er möchte etwas 
anhalten, bis das Spiel vorbei sey. Dieser aber fuhr immer 
zu, und alle Knaben sprangen auf die Seite. Nur Alcibiades 
nicht; er warf sich der Lange lang gerade vor die Pferde hin. 
,,Nun, Bauer, fahre zu," rief er, „wenn du Herz Haft!" — 
Natürlich hielt der Fuhrmann die Pferde an, und lenkte endlich 
um. Als er größer wurde, fehlte es auch nicht an Narrenspos- 
sen, und ganz besonderes Vergnügen war cs für ihn, wenn die 
Leute recht viel von ihm sprachen. Täglich nahm er sich Dinge 
' heraus, die jedem Anderen übel bekommen waren, die man ihm 
aber durchließ, weil man seinen Muthwillen einmal kannte. 
Einft ging er zu einem Sprachlehrer, und fragte ihn: „Hast du 
keins von den Gedichten Homers?" — „Nein!" antwortete er. 
Schwapp gab ihm Alcibiades eine Ohrfeige, und ging fort. — 
Ein ander Mal wettete er mit andern jungen Leuten, er wolle 
einem angesehenen Manne in Athen, dem Hipponikus, auf öf¬ 
fentlichem Markte eine Ohrfeige geben. „Du wirst doch nicht!" 
sagten jene. „Ja, ja!" antwortete Alcibiades; „gebt nur Acht!" 
— Am andern Tage war er auf dem Markte. Da kam Hip- 
ponikus gegangen. Geschwind ging ihm Alcibiades entgegen, 
und gab ihm eine tüchtige Ohrfeige. Der Mann wußte nicht, 
wie ihm geschah, und ging bestürzt nach Hause, und Alle, die 
es gesehen hatten oder davon hörten, schalten den Thater als 
einen abscheulichen Menschen. Dieser aber ging den folgenden 
Tag zum Hipponikus ins Haus, entblößte seinen Rücken, und 
bat den Mann, ihn nun recht tüchtig für die gestrige Beleidi¬ 
gung abzuftrafen; er hatte es ja thun müssen, um die Wette 
zu gewinnen. Der alte Mann lachte, verzieh ihm, und ge¬ 
wann ihn endlich so lieb, daß er ihm gar seine Tochter zur 
Frau gab. Aber für solch ein Verhaltniß war der Wildfang 
nicht. Er bekümmerte sich so wenig um sie, daß ihr endlich 
die Geduld riß, und sie auf den Markt ging, um dem Richter 
den Scheidebrief zu übergeben. Eben ging auch ihr Mann über 
den Markt. „Sieh einmal!" sagte ihm Jemand, „da steht ja 
Weltgeschichte für Töchter. I. 9
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.