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bener Bursche. Schon als Knabe machte er eine Menge lcickt-
fertiger Streiche, zeigte aber bei dem Allen eine gewisse Größe
der Seele und kühnen Muth. Einmal würfelte er als Knabe
mit andern Jungen auf der Straße. Da kam ein Wagen ge¬
fahren; Alcibiades rief dem Fuhrmann zu, er möchte etwas
anhalten, bis das Spiel vorbei sey. Dieser aber fuhr immer
zu, und alle Knaben sprangen auf die Seite. Nur Alcibiades
nicht; er warf sich der Lange lang gerade vor die Pferde hin.
,,Nun, Bauer, fahre zu," rief er, „wenn du Herz Haft!" —
Natürlich hielt der Fuhrmann die Pferde an, und lenkte endlich
um. Als er größer wurde, fehlte es auch nicht an Narrenspos-
sen, und ganz besonderes Vergnügen war cs für ihn, wenn die
Leute recht viel von ihm sprachen. Täglich nahm er sich Dinge
' heraus, die jedem Anderen übel bekommen waren, die man ihm
aber durchließ, weil man seinen Muthwillen einmal kannte.
Einft ging er zu einem Sprachlehrer, und fragte ihn: „Hast du
keins von den Gedichten Homers?" — „Nein!" antwortete er.
Schwapp gab ihm Alcibiades eine Ohrfeige, und ging fort. —
Ein ander Mal wettete er mit andern jungen Leuten, er wolle
einem angesehenen Manne in Athen, dem Hipponikus, auf öf¬
fentlichem Markte eine Ohrfeige geben. „Du wirst doch nicht!"
sagten jene. „Ja, ja!" antwortete Alcibiades; „gebt nur Acht!"
— Am andern Tage war er auf dem Markte. Da kam Hip-
ponikus gegangen. Geschwind ging ihm Alcibiades entgegen,
und gab ihm eine tüchtige Ohrfeige. Der Mann wußte nicht,
wie ihm geschah, und ging bestürzt nach Hause, und Alle, die
es gesehen hatten oder davon hörten, schalten den Thater als
einen abscheulichen Menschen. Dieser aber ging den folgenden
Tag zum Hipponikus ins Haus, entblößte seinen Rücken, und
bat den Mann, ihn nun recht tüchtig für die gestrige Beleidi¬
gung abzuftrafen; er hatte es ja thun müssen, um die Wette
zu gewinnen. Der alte Mann lachte, verzieh ihm, und ge¬
wann ihn endlich so lieb, daß er ihm gar seine Tochter zur
Frau gab. Aber für solch ein Verhaltniß war der Wildfang
nicht. Er bekümmerte sich so wenig um sie, daß ihr endlich
die Geduld riß, und sie auf den Markt ging, um dem Richter
den Scheidebrief zu übergeben. Eben ging auch ihr Mann über
den Markt. „Sieh einmal!" sagte ihm Jemand, „da steht ja
Weltgeschichte für Töchter. I. 9