72 Buch II. Physische Geographie. Eap, II. Die Wasserwelt.
seits verhindert die Landbrücke, die sich von Europa über die Faröer, Island,
Grönland nach Labrador zieht, durch unterseeische Erhebungen die freie Eom-
munication des Atlantischen Beckens mit den polaren Gewässern, andererseits
haben die neuen Tiefenmessungen gezeigt, daß das zwischen Norwegen und
Grönland liegende „Europäische Nordmeer" sich als ein tiefes Becken
deutlich von dem flachen Polarmeer scheidet (s. it.).
In den angedeuteten herkömmlichen Grenzen, von denen wir nur aus
später zu erörternden Gründen hinsichtlich der Hudson Bai abweichen, um sie
dem Nördlichen Eismeer zuzurechnen, beträgt die Größe der Hauptmeere
mit allen ihren seitlichen Gliederungen annähernd:
Summa Meeresfläche.. . 6.790000 374.000000
Landfläche. .. 2.471000 136.000000
Erdoberfläche (s.S. 12).. 9 261000 510.000000
Diese Tabelle läßt ans den ersten Blick die Berechtigung des Namens des
„Großen Oceans" erkennen, denn dieses Becken umfaßt allein die Hälfte
aller Meeresflächen der Erde. Atlantischer und Indischer Ocean stehen sich
annähernd gleich, der erstere übertrifft an Flächenausdehnung die ganze Masse
der sog, alten Welt (1.529000 dM, 84.190000 >nKil., s. S. 51). Jedes der
beiden Arktischen Meere nimmt zwar noch eine größere Fläche als Europa
ein, aber gegen die drei Hauptoceane treten sie vollkommen zurück und nähern
sich beträchtlich den unselbständigen Mittelmeeren.
An Gestalt gleichen sich Großer unb Indischer Ocean weit
mehr, insofern die Umrisse sich der kreisrunden Beckensorm wesentlich
nähern, der Atlantische Ocean erstreckt sich dagegen flußartig zwischen
dem östlichen und westlichen Continente von Norden nach Süden, so
daß die Ein- und Ausbiegungen seiner beiderseitigen Ufer sich ziemlich
genau entsprechen. Sie unterscheiden sich weiter durch Jnfelreichthum
und Gliederuug der Küsten, durch welche insbesondere der Große und
Atlantische Ocean noch eine Reihe seitlicher Erweiterungen erhalten,
die in obigen Arealen bereits mit eingerechnet sind.
Diese oceanifchen Glieder zerfallen in Meerbusen,
Mittel- und Randmeere. Handelt es sich nur um Einbuchtungen
der Küste, ohne daß vorgestreckte Halbinseln oder Jnselreihen den Zugang
zum offenen Meere einschränken, so spricht man diesen Gliedern gleichsam
die Individualität ab und gibt ihnen den Namen eines Meeres oder
einer See nicht, sondern wählt Ausdrücke wie Meerbusen, Golf,
Bai. Der afrikanische Meerbusen von Guinea und der Australgolf im
S. von Australien sind Beispiele solcher oceanifcher Erweiterungen vom
geringsten Maaß der Abgliederung; beim Arabischen Meerbusen(s.S.415)
und dem Golf von Bengalen bilden die Ufer schon etwas spitzere Winkel,
ähnlich beim Golf von Vizcaya auf der Westseite Europas oder dem
von Carpentaria im N. Australiens. So lasfen sich an jeder Küste
Golfe und Baien auffinden, die jeden Grad der Abschnürung repräfen-
tieren.
-I . WlUpCl . . . . .
2. Atlantischer Ocean...
3. Indischer Ocean
4. Südliches Eismeer . .
5. Nördliches Eismeer..
1. Großer Ocean ..
□ SJtln.
3.190000
1.610000
1.340000
372000
278000
175.600000
88.600000
74.000000
20.500000
15.300000
□ £iC.