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Friedrich Ivilhelm IV.
am 15. Oktober 1816 im Königlichen Schloß
zu Berlin zu dem ersten Stande.
»Es war früher Herkommen, daß die Stände der deutschen
Lande ihre Erbhuldigung nicht eher leisteten, als bis die Huldi-
gungs-Affecuranzen eingegangen waren. Ich will mich gleichsam
dieser Sitte anschließen. Ich weiß zwar und Ich bekenne es,
daß Ich Meine Krone von Gott allein habe, und daß es Mir
wohl ansteht zu sprechen: Wehe Dem, der sie anrührt! — Aber
Ich weiß auch und bekenne es vor Ihnen Allen, daß Ich Meine
Krone zum Lehn trage von dem Allerhöchsten Herrn, und daß
Ich ihm Rechenschaft schuldig bin von jedem Tage und von jeder
Stunde Meiner Regierung. Wer Gewährleistung für die Zukunft
verlangt, dem gebe Ich diese Worte. Eine bessere Gewährleistung
kann weder Ich, noch irgend ein Mensch auf Erden geben. —
Sie wiegt schwerer und bindet fester als alle Krönungseide, als
alle Versicherungen auf Erz und Pergament verzeichnet; denn sie
strömt aus dem Leben und wurzelt im Glauben. — Wem von
Ihnen nun der Sinn nicht nach einer sogenannten glorreichen
Regierung steht, die mit Geschützesdonner und Posaunenton die
Nachwelt ruhmvoll erfüllt, sondern wer sich begnügen lassen will
mit einer einfachen, väterlichen, echt deutschen und christlichen
Regierung, der fasse Vertrauen zu Mir und vertraue Gott mit
Mir, daß er die Gelübde, die Ich täglich vor ihm ablege, seg¬
nen und für unser theures Vaterland, ersprießlich und segensreich
machen werde!«
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