4 Poesie. — Die Elegie.
Oft vom Söller nach des Thales Pfad; Vor dem Thatenglanz der Heldenzeit
Schild und Panzer glühn im Abendgolde, Schwebt die Wolke der Vergessenheit.
Rosse fliegen, der Geliebte naht! 10. So ve des Lebens Herrlich⸗
Ihm die treue Rechte sprachlos reichend, keiten,
Steht sie da, erröthend und erbleichend; So entfleucht das Traumbild eitler Macht!
Aber was ihr sanstes Auge spricht, So versinkt im schnellen Lauf der Zeiten,
Sängen selbst Petrarl und Sappho nicht. Was die Erde trägt, in öde Nacht!
7. Fröhlich hallte der Polale Läuten Lorbeern, die des Siegers Stirn um—
Dort, wo wildverschlungne Ranken sich kränzen,
Ueber Uhunester schwarz verbreiten, Thaten, die in Erz und Marmor glänzen,
Bis der Sterne Silberglanz erblich; Urnen, der Erinnerung geweiht,
Die Geschichten schwer erkämpfter Siege, Und Gesänge der Unsterblichkeit!
Grauser Abenteu'r im heil'gen Kriege 11. Alles, was mit Sehnsucht und
Weckten in der rauhen Heldenbrust Entzücken
Die Erinn'rung schauerlicher Lust. Hier am Staub' ein edles Herz erfüllt,
8. O der Wandlung! Graun und Schwindet, gleich des Herbstes Sonnen⸗
Nacht umdüstern blicken,
Nun den Schauplatz jener Herrlichkeit Wenn ein Sturm den Horizont umhüllt.
Schwermuthsvolle Abendwinde flüstern,. Die am Abend freudig sich umfassen,
Wo die Starken sich des Mahls gefreut! Sieht die Morgenröthe schon erblassen;
Disteln wanken einsam auf der Stätte, Selbst der Freundschaft und der Liebe
Wo um Schild und Speer der Knabe Glück
flehte, Läßt auf Erden keine Spur zurück.
Wenn der Kriegsdrommete Ruf erklang, 12. Suüße Liebe! deine Rosenauen
Und aufs Kampfroß sich der Vater schwang. Grenzen an bedornte Wüstenei'n,
9. Asche sind der Mächtigen Gebeine Und ein plötzliches Gewittergrauen
Tief im dunkeln Erdenschooße nun! Düstert oft der Freundschaft Aetherschein.
Kaum daß halb versunkne Leichensteine Hoheit, Ehre, Macht und Ruhm sind eitel!
Noch die Stätte zeigen, wo sie ruhn. Eines Weltgebieters stolze Scheitel
Viele wurden längst ein Spiel der Lüfte, Und ein zitternd Haupt am Pilgerstab
Ihr Gedächtnis sank, wie ihre Grüfte; Deckt mit einer Dunkelheit das Grab—
490. M. v. Schenkendorf: Bei seines Vaters Tod. 24. Januar 1813.)
1. Schlaf in deiner engen Kammer, Lieber Vater! schau', wir haben
Lieber alter Vater! schlaf', Jetzt ein bess'res Werk zu thun.
Glücklich, daß nach langem Jammer 4. Dann erst, wenn die deutschen Auen
Noch dich frohe Zeitung traf. Keine Feinde mehr entweih'n,
2. Dank dir, daß in unsre Herzen Wollen wir dein Grabmal bauen,
Du der Ehre Muth gelegt, Schreiben deinen Leichenstein.
Der wohl Hunger, Durst und Schmerzen, 5. Oben in den blauen Hallen
Knechtschaft nie und Schande trägt. Bei den Vätern weile du,
3. Wenn auch Fremde dich begraben, Unser Waffenruf soll schallen
Schlaf' in freier Erde nun, Bis in deine sel'ge Ruh'.
491. A. v. Chamisso: Das Schloß Boncourt.
1. Ich träum' als Kind mich zurücke 2. Hoch ragt aus schatt'gen Gehegen
Und schüttle mein greises Haupt; Ein schimmerndes Schloß hervor,
Wie sucht ihr mich heim, ihr Bilder, Ich kenne die Thürme, die Zinnen,
Die lang' ich vergessen geglaubt? Die steinerne Brücke, das Thor.
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