§. 62. Die westlichen Cordilleren Nordamerikas. Sierra Nevada. 259
barsten Ackerbodens wechseln daher gleich große Sumpfniederungen, die
erst durch die Kunst der Bewirtschaftung gewonnen werden können.
Zwei weit hinauf schiffbare Ströme sind es, welche die reichen Wasser-
ädern der Sierra Nevada aufnehmen, der von S. kommende San
Joaquin, in den sich zeitweise auch die Gewässer des Tulare Sees
(121 ™) ergießen, und der wildere Sacramento, dessen Quellen im
vulkanischen Gebiet um den Mt. Shasta liegen. Gemeinsam treten
sie in die Mündnngspsorte der Bai von San Francisco. Die südliche
Umrandung, die das geschilderte Becken von der Mohave Wüste scheidet,
pflegt vermöge der Ähnlichkeit in der geognostischen Zusammensetzung
als ein beim Tejon Paß (1611'") mit dem Küstengebirge verwachsender
Ast der Sierra Nevada betrachtet zu werden. Der granitene Unter-
grund der Schichten tritt hier bereits offen zu Tage. Die Eisenbahn,
welche aus dem San Joaquin Thal nach San Angeles führt, über-
steigt den Gebirgsrand in etwa 1200™ Höhe. Zu gewaltiger Er-
Hebung gelaugt das Gebirge erst am 36» N. Br., wo derWhitney's
Peak die Höhe von 4402™ erreicht, so daß er als einer der höchsten
Gipsel der Vereinigten Staaten gilt J). Von hier zieht ein geschlossener
Kamm nordnordwestlich, im wesentlichen aus Urgestein bestehend, und
nur einzeln von vulkanischen Gebilden überdeckt. Gipfel und Paßhöhen
sind hoch und senken sich bis gegen den 40» sehr allmählich gleichzeitig
herab, die letztern sind im S. noch z. Th. weit über 3000™ hoch, die
Pacisicbahn konnte aber wenig nördlich vom 39» im Truckee Paß
schon einen solchen von nur 2194™ Höhe benutzen. — Was die Ab¬
hänge des Gebirges betrifft, so ist der Kamm so weit nach Osten ge-
legen, daß der Absall desselben nach dieser Seite ungleich steiler ist,
trotzdem der Fuß hier aus dem hohen Sockel des Plateaus von Ne-
vada ruht, der Westfuß dagegen in die Joaquin - Sacramento Tief-
ebene reicht. Nur auf dieser Westseite ist die sanftere Abdachung des
Gebirges von größeren Thälern durchschnitten, die meist senkrecht zur
Kammlinie gerichtet sind und zum Theil die Großartigkeit des Hoch-
gebirges erschließen. Sie tritt besonders im I osemite Th al (373/4 °)
aus, in dem man ans breiter ebener Thalsohle zwischen 1000™ hohen
nackten Wänden, von denen Wasserfälle aus gewaltiger Höhe herab-
stürzen, emporsteigt. Freilich sehlt auch hier die Fülle des fließenden
Wassers, das nur Gletscher das Jahr hindurch aufzuspeichern wissen.
— Einen wesentlich andern Charakter erhält das Nordende der Sierra
durch das Auftreten vulkanischer Gesteine, die zwischen dem 40«—42°
weithin alle Schichten überlagern. Die scharfe Wafferfcheide verschwindet.
Der Sacramento nimmt einen Nebenfluß auf, der seine Quelle auf
dem innern Plateau von Oregon hat. Der Vulkankegel des Mt.
Shasta (4400™)2) überragt hier weithin alle andern Höhen und
schließt das Sacramentothal im N., indem das Küstengebirge sich hier
1) Nach Whecler, s. Gannet im Lull, of the U. St. geol. and geogr.
Survey of the territ. Vol. V. Nr. 3. 1879, S. 469. Früher gab man dem
Berg den Namen Mt. Whitney und eine Höhe von ca. 4580 m, indem die Messungen
zwischen 14800 und 15100 E. F. schwankten.
2) Mt. Shasta 14442, Mt. Rainier 14444' Whitney's Peak 14448 E. F.
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