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dings ein erheblicher Konkurrent in Argentinien (und Uruguay)
erwachsen, das seinen Weizen in großen Quantitäten nach Groß-
britannien, Frankreich, Belgien, Italien und Deutschland aus-
führt.
Zu den Getreide einführenden Ländern gehören Groß-
britannien, Frankreich, Deutschland, Belgien, die Schweiz, die Nieder-
lande, Italien, Dänemark, Schweden und Norwegen, Spanien,
Portugal und Griechenland. Zwar erzeugen eine Reihe von ihnen
ganz bedeutende Mengen von Getreide; allein die wachsende Be-
völkerung kann durch die einheimische Produktion allein nicht ernährt
werden. Am meisten führt Großbritannien Getreide ein; denn
der Getreidebau wird auf immer kleinere Flächen beschränkt, Wiesen
und Weiden nehmen dagegen fortgesetzt zu. Mau hat berechnet,
daß von den 38 Mill. Bewohnern etwa 12,5 Mill. von dem eigenen,
25,5 Mill. dagegen von fremdländischem Brote leben. Der Haupt-
lieferaut ist die nordamerikanische Union, die regelmäßig mehr als
die Hälfte des ganzen britischen Bedarfs an Weizen, 2/% des Bedarfs
an Weizenmehl und 1/%—2/3 ^s Maisbedarfs deckt. Ihr zunächst
steht Rußland, welches Großbritannien hauptsächlich außer mit
Weizen mit Gerste und Hafer versorgt. Nicht unbedeutend ist auch
die Weizeneinfuhr aus Britisch-Ostindien. Mit kleinen Anteilen an
der Versorgung mit Weizen und Gerste treten Rumänien und
Deutschland, an Hafer Schweden auf. Dagegen haben Frankreich
und das Deutsche Reich neben einer Zunahme der Ernteflächen
auch infolge rationeller Bodenbearbeitung eine relative Zunahme
der Ernteerträge zu verzeichnen. Es wurden in Deutschland vom
Hektar in dz geerntet:
Weizen Roggen Gerste Hafer
1894: 16,9 13,4 17,8 16,8
1900: 18,7 14,4 18,0 17,2.
Vergleichen wir die Ernteerträge verschiedener Länder, z. B.
Rußlands, Frankreichs, Deutschlands, die auf ein ha der gesamten
bebauten Bodenfläche im Durchschnitt kommen, so ergibt sich, daß
Deutschland doppelt so viel, Frankreich 1/s mal mehr aufzuweisen
hat als Rußland. Trotzdem bedürfen Frankreich und Deutschland
bedeutender Zufuhr an Getreide, da beide Länder bei weitem ihren
Bedarf an Brotkorn durch eigene Produktion nicht zu decken im-
stände sind. Frankreich führt hauptsächlich Weizen ein und zwar
aus den Vereinigten Staaten von Amerika und aus Rußland, so-
dann auch aus Britisch-Ostindien, der Türkei u. a. L.
Mit Bezug aus Deutschland gibt die „Deutsche Volkswirt-
schast am Schlüsse des 19. Jahrhunderts", herausgegeben von dem
Kaiserl. Statistischen Amt, 1900, lehrreiche Überblicke. Hiernach
wurde der Bedarf gedeckt iu °/0 vom 1. Juli 1898 bis 30. Juni 1899