Full text: Allgemeine Erdkunde, Länderkunde der außereuropäischen Erdtheile ([Bd.] 1)

70 Buch II. Physische Geographie. Cap. I. Das Festland. 
den Vereinigten Staaten, deren Kohlenlager das ganze Mississippibecken nm- 
geben und an Größe wohl von keinem Lande der Erde übertroffen werden. 
Frankreich liefert jetzt etwa 350, Belgien gegen 300, Oesterreich-Ungarn 250 Mil- 
lionen Ctr. Gegenüber der Production dieser sechs Länder verschwindet die- 
jenige der andern Staaten. Doch ist sie überall im Steigen begriffen, wie 
z. B. Indien schon 90—100 Mill. Ctr. liefert. Ferner besitzt China ungeheure 
Lager, die aber noch wenig benutzt werden'). — Neben der Kohle sei Petro- 
leum genannt, dessen Einführung seit wenig Jahren eine merkwürdige, segens- 
reiche Umänderung in dem häuslichen Leben der niederen Classen der euro- 
päischen Nationen hervorgebracht hat. Es ist zuerst in größeren Massen seit 
1860 aus Pennsylvamen eingeführt, welches auch jetzt noch 90 Proc. des 
gesammten Ertrags der Erde liefert; in Europa sind Galizien und die Moldau 
reich daran. Die jährliche Production der gesammten Erde kann aus 14 bis 
15 Millionen Hektoliter geschätzt werden. 
Eisen wird in Folge der raschen EntWickelung des Eisenbahnwesens in 
immer colossaleren Massen verbraucht. Der Hauptproducent ist wiederum 
England mit ca. 130 Mill. Ctr., dann folgen die Vereinigten Staaten mit 
55 — 60 Mill., dann Deutschland mit 38 — 40, Frankreich mit 30, Belgien mit 10, 
Rußland mit 8, Oesterreich-Ungarn mit 7 Mill. Ctr. Deutschland hat in der 
Stahlfabrikation alle Nationen überflügelt. Die Gesammtproduction der Erde 
kann auf 14000 Mill. Kilogr. angeschlagen weiden. Da die Bevölkerung der 
Erde etwa 1400 Millionen beträgt, so kommt auf einen Kopf ein jährlicher 
mittlerer Verbrauch von 10 Kilogr. 
Die Gol d production der Erde?) hat sich in diesem Jahrhundert enorm 
gesteigert. Bis zum I 1846 betrug die jährliche Ausbeute etwa 250 Millionen 
Mark, wovon Rußland und Mexico etwa 2/3 lieferten. Dann sind in rascher 
Folge Calisornien, Australien, Neuseeland und Südasrika hinzugekommen, 
und es beträgt die gegenwärtige jährliche Goldproduction insgesammt etwa 
400 — 500 Millionen Mark; der Werth der gesammten Silberausbeute ist in 
den letzten Jahren von 200 ans 300, ja 350 Millionen Mark gestiegen. Ein 
großer Theil des Silbers fließt mit allerdings in neuerer Zeit abnehmender 
Menge nach Ostasien (Indien und China) ab und ist damit für den Völker¬ 
verkehr verloren. Da das Gold größtentheils aus dem Sande der Flüsse 
gewonnen, also mit einem Male weggenommen wird, was sich seit Jahr- 
tausenden gesammelt hatte, so sinkt in jedem Lande, in welchem Gold entdeckt 
ist, die Production im Lause der Jahre. Die westlichen Goldländer der Ver- 
einigten Staaten lieferten 1853 für 65 Mill. Dollar, 1873 aber nur 36 Mill. 
Dollar; in der gleichen Zeit stieg aber die Silberausbeute dort von 50000 Dollar 
auf 36 Millionen. Schwindet der Minenertrag, so wendet sich ein großer Theil 
der Goldgräber zu dem lohnenderen Geschäft des Ackerbaus, und so ist der 
Werth der Thier- und Pflanzenproduction Calisorniens schon jetzt bedeutender 
als derjenige seiner Metallproduction. Aehnliche Verhältnisse bieten Australien 
und Neuseeland, wo das Gold ebenfalls den ersten Antrieb zu einer intensiven 
Colonisation gegeben hat. 
Die Edelsteine haben im Welthandel jetzt einen ganz untergeordneten 
Werth. Doch haben Diamantensucher das Innere von Brasilien aufgeschlossen, 
und gegenwärtig locken neben den Goldminen die Diamantsunde am Vaal in 
Südamerika die europäische Auswanderung in das südliche Hochafrika. 
1) Vgl. auch Pechar, „Kohle und Eisen in allen Ländern der Erde", Berlin 
1878, in welcher ansprechenden Schrift auch die einzelnen Kohlenbecken der verschie- 
denen Länder, die Minendistritte skizziert sind nebst Erläuterung ihrer Vorzüge, 
ihres Ertrages, ihrer Zukunft u. 
2) Vgl. Soctbeer, Edelmetallproduttion seit der Entdeckung Amerikas. Ergän- 
zungsheft Nr. 57 zu Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1879.
	        
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