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B. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart.
Süden- der Kurfürst aber geriet in Gefangenschaft. Georg V., feit
1851 König von Hannover (S. 181), zog mit seinen Truppen nach
Süden, um sich mit den Bayern und Hessen zu vereinigen- aber in
Thüringen warf sich ihm eine preußische Abteilung entgegen. Am
27. Juni kam es zu dem Gefechte bei Langensalza. Zwar be-
währten die Hannoveraner auch hier ihre alte Tapferkeit und behaup-
teten das Schlachtfeld, aber schon am folgenden Tage waren sie von
allen Seiten eingeschlossen, so daß sie sich ergeben mußten. Die Hanno-
verschen Truppen wurden in ihre Heimat entlassen, König Georg ging
nach Wien. So war Norddeutschland erobert, bevor der eigentliche
Entscheidungskampf begann.
ä) Der Einmarsch in Böhmen. Österreich mußte eine Nordarmee
gegen Preußen und eine Südarmee gegen Italien ins Feld schicken-
die Nordarmee befehligte Feldzeugmeister von Benedek. König
Wilhelm hatte seine gegen Österreich bestimmten Truppen in drei
Heeren ausgestellt: die erste Armee stand unter Prinz Friedrich Karl
in der Lausitz,- die zweite oder schlesische Armee befehligte der
Kronprinz, und die dritte oder Elbarmee stand unter Herwarth
von Bitte nfeld in Sachsen. Alle drei Armeen sollten sich in Böhmen
vereinigen. Die Österreicher hatten die Pässe der Sudeten nicht gesperrt,
sie wollten den Feind vor denselben erwarten. Nach mehreren sieg-
reichen Gefechten standen die Heere in Böhmen. Nun begab sich der
König, begleitet von Bismarck, Roon und Moltke, zur Armee und
übernahm den Oberbefehl.
e) Schlacht bei Königgrätz. Benedek hatte auf den verschanzten
3. Juli Höhen hinter der Bistritz zwischen Königgrätz und Sädowa eine
1866 überaus starke und vorteilhafte Stellung eingenommen) nur ein etwaiger
Rückzug war, da er die Elbe hinter sich hatte, höchst gefährlich. Am
3. Juli kam es hier zur Entfcheidnngsfchlacht. Der König führte selber
den Oberbefehl. Zuerst mußten die Armee des Prinzen Friedrich Karl
und die Elbarmee den Kampf allein aufnehmen, da der Kronprinz noch
meilenweit entfernt war. Mutig gingen die Preußen über die Bistritz und
klommen die fast uneinnehmbaren Höhen hinan, wurden aber mit einem
ungeheuer» Hagel von Granaten überschüttet, so daß es ihnen unmöglich
war, weiter vorzudringen. Die Schlacht kam zum Stehen. Die Preußen
mußten in ungenügend gedeckter Stellung das feindliche Feuer aushalten;
dennoch hielt die Division Franseeky stundenlang einen Wald gegen
eine vierfache Übermacht. Der König selbst setzte sich der größten Ge¬
fahr aus. Um Mittag traf der Kronprinz ein,- er griff sofort den
Feind von der Seite her an und vertrieb ihn von den wohlverschanzten
Höhen von Ehlum. Damit war die Schlacht von Königgrätz für