Die Menschenrassen.
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und die Beschaffenheit des Haares, ob schlicht (Raukasier), straff (Mongolen, Indianer),
lockig (Drawidas), wollig (Neger), büschelförmig (Hottentotten), wird berücksichtigt, hin-
sichtlich der Sprache, die man seit Wilhelm von Humboldt auch als beweiskräftiges hilfs-
mittel erkannt hat, unterscheidet man in der Hauptsache vier Gruppen: die einsilbigen
oder isolierenden Sprachen, bei denen die Bedeutung durch die Lautform, das Satzgefüge
aber durch Wortstellung und Betonung zum Kusdruck gebracht wird (Chinesisch, Siamesisch):
die anfügenden oder agglutinierenden Sprachen, bei denen zum Ausdruck des Gedankens
an eine Wurzelsilbe mit dem Grundbegriff andere Bestimmungslaute angeschlossen oder
auch vorangestellt werden (Türkisch, Finnische auch die Sprache der Eskimos, Bantus und
Vrawidas)- die einverleibenden oder inkorporierenden Sprachen, wo ein ganzer Satz durch
ein eigenartiges Ineinanderfügen von Worten zu einem zusammengesetzten Wort ge-
bildet wird, und die flektierenden Sprachen, die durch Wandlung des Stammes oder durch
unselbständige, an den Stamm gehängte Laute die Begriffe verbinden. Mit Hilfe der
Spracheigentümlichkeiten hat man namentlich aus den großen Rassen Unterabteilungen
herauslösen können (z.B. Bantu- und Sudanneger). Schließlich geben auch die geographische
Verteilung der Wohngebiete und einzelne Sitten, Bräuche und religiöse Anschauungen
für die Rassengliederung einige Anhaltspunkte.
Die Menschenrassen. Unter den vielfachen Systemen, die seit 250 Jahren von den
Gelehrten zur Einteilung der Rassen aufgestellt worden sind, ist die des Göttinger pro-
feffors Blumenbach (um 1800) noch immer die beachtenswerteste. Er unterscheidet 5 Rassen;
diesen könnte man noch eine sechste Gruppe „Restvölker" anschließen.
Die mittelländische (kaukasische oder weiße) Rasse umfaßt mit etwa 800 TtTill.
die Hälfte des Menschengeschlechts und nimmt unter den Völkern des Erdballs eine vor-
herrschende Stellung ein. Sie bewohnt Europa und Nordafrika, greift weit nach Sibirien
hinein und in 8W-5lsien bis nach Indien,- durch Auswanderung ist sie aber auch nach
den übrigen Erdteilen (vereinigten Staaten, Rüstenländern Südamerikas, Kapland und
Ostaustralien) gelangt. Die Rennzeichen derselben sind helle Hautfarbe, die nach 8 hin
ins Dunkle spielt, steiler Gesichtswinkel (bis zu 85°), ein großer Schädelinnenraum und
bei reichlichem Bartwuchs weiches, schlichtes oder lockiges haar. Man unterscheidet mehrere
Hauptgruppen: die hamiten in Nordafrika (Saharavölker, Nubier, Ägypter), die Semiten
in Vorderasien (Kraber, Syrer, Juden) und die Krier oder Indogermanen (die europä-
ische Gruppe: Germanen, Romanen, Slawen, Griechen, Mbanesen; die asiatische Gruppe:
Inder, Immer, Armenier).
Die mongolische Rasse bildet mit etwa 500 Mill. ein Drittel der Menschheit
und ist in Mittel-, Nord- und Gstasien heimisch. Die Hauptmerkmale derselben sind: zier-
liche Gestalt, gelblich-braune haut, vorstehende Backenknochen, schräg geschlitzte, nach der
Nase zu gesenkte 5lugen, straffes, schwarzes haar, geringer Bartwuchs.
Die malaiische Rasse haust in Südostasien, hat sich aber von hier auch über die
Inseln der Südsee ausgebreitet (polynesier). Ihre Angehörigen sind an der meist schlanken
Gestalt, der dunkelbraunen Hautfarbe, der zierlichen Ropf- und Gesichtsbildung und dem
bläulich-schwarzen, gelockten Haupthaar kenntlich.
Die indianische Rasse hat ihre Heimat in Amerika, zählt aber mit ihren Misch-
lingen (Mestizen) nur noch 35 Mill. Sie zeigen gelbbraune, durch künstliche Färbung
ins Rupferrote spielende haut, stattliche Gestalt, scharfe ziemlich bartlose Gesichtszüge mit
starker Adlernase und langes, straff herabhängendes Haupthaar.