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Zweiter Abschnitt.
Zw eiter Abschnitt.
Fabeln.
i. Die Mücke und der Löwe.
Äls der Löwe ernst den Wald durchtobte, und aVe
Thiere vor ihm erschrocken flohen, foderte eine kühne
Mücke ihn zum Zweikamp.se heraus.
Mit Hohngelachter nahm der Löwe denselben
an; aber rasch flog die Mücke in seine Nasenlöcher,
und zerstach ihm diese dergestalt , daß er voller Wuth
mit seinen eignen Klauen sich zerfleischte; und nach
langem fruchtlosen Strauben doch endlich gestehen
mußte, er sey überwunden!
Denn auch Schwäche besiegt durch Geschicklich¬
keit oder List zuweilen den Starken; darum poche
dieser nie auf seine Kraft!
Nicht wenig stolz auf Ihren Sieg schwang sich
nun die Mücke empor, und eilte, diesen Triumph ih¬
ren Gespielen, oder, wo möglich, dem ganzen Walde
zu verkündigen. Doch in dieser Eil sah sie das Ge¬
webe einer nahen Spinne nicht; ward verstrickt, und
mußte nun einen Tod erleiden, der ihr desto schmerz¬
licher fiel, je verächtlicher dieser zweite Feind gegen
den ersten uberwundnen war.
Tsarum überhebe dich nie deines Glücks! Stolz
und Unvorsichtigkeit sind des Untergangs gewöhn*
liche Vorbytem