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Die fremden Erdteile.
Musik erschlossen, die jetzt wie keine andere Kunst drübeu das Dasein verschönt.
Und endlich blieb auch der von den Deutschen stets hochgehaltene Idealismus,
der Sinn für Familienleben, Rechtlichkeit, Ordnung und Freiheit nicht ohne die
wohltätigsten Wirkungen aus das ganze amerikanische Leben.
So hat die Union durch die deutsche Einwanderung unberechenbar gewonnen
und gewinnt heute noch. Dasselbe bestätigt auch das Wort des Präsidenten
Roosevelt: „Jedes Einwanderungselement hat zum Nationalcharakter beigetragen,
aber keinem schulden wir mehr als dem deutschen."
Die Gesamtzahl der Deutschen in der Union beträgt mindestens 8—9Mill.
(andere rechnen bis zu 10—11 Mill.), also ein volles Zehntel der ganzen Ein-
wohuerschast. 1821—1900 sind allein aus Deutschland über 5 Mill. eingewandert.
Stark vertreten ist das Deutschtum in den östlichen Industriestaaten, so in New
?)ork, New Jersey, Pennsylvanien; als die Hauptsitze des Deutsch-Ameri-
kauertums haben aber die nördlichen Mittelstaaten zu gelteu, wo sämt-
liche 12 Staaten einen mächtigen deutschen Kern enthalten: Ohio, Illinois, Mi-
chigan, Minnesota, Iowa, Nebraska bis zu 15 —20 °/0 der Gesamtbevölkerung,
Wisconsin sogar bis zu % derselben.
Im Staatsleben haben die Deutschen trotz ihrer großen Zahl nie eine
bedeutende Rolle gespielt und zwar hauptsächlich infolge ihrer inneren Uneinigkeit
und Zersplitterung. Doch ist in den letzten Jahren vieles geschehen, um den
deutschen Geist zu hebeu. Ein großes Verdienst hieran hat der 1901 gegründete
D e u t sch - a m e r i k a n i s ch e N a t i o n a l b n n d. Am Ende des 19. Jahrhunderts
wurde in 4000 Schulen deutsch unterrichtet.
Was die Handelsbeziehungen zwischen der Union und dem Deutscheu
Reiche betrifft, so haben diese in den letzten Jahrzehnten einen großartigen Aus-
schwnng genommen. Nur der Handel Deutschlands mit England stellt noch höhere
Werte dar. Die Haupteinsuhr der Union nach dem Deutschen Reiche umsaßt
zumeist Erzeugnisse der Landwirtschast und des Bergbaues.
Britisch-Nordamerika.
Britisch-Nordamerika ist seiner räumlichen Ausdehuuug nach die bedeutendste
aller englischen Kolonien und hat nahezu die Größe Europas, aber nur
ö1j5 Mill. Einw., d. i. nicht ganz soviel wie die Provinz Rheinland. Es
erklärt sich dies freilich aus dem
vielfach ungünstigen Naturcharakter des Landes. Eine sehr große Fläche
gehört dem arktischen Tieflande an, dessen Boden teils felsig teils von weit
ausgedehnten Sümpfen, Seen und Wäldern bedeckt ist und dessen nördliche
Striche infolge des eisigen Klimas fast das ganze Jahr hindurch von Frost starren.
Fast den einzigen Reichtum diefes Gebietes bilden die Pelztiere.
Westlich der großen Kanadischen Seen erstreckt sich bie_ Prärienz 0 n e,
die jedoch mehrfach fruchtbaren Boden aufweist, und im äußersten Westen streicht
das Hochgebirge der Kordillereu.
Erwerbsleben. Die besten Bedingungen hierfür bietet der SO. des Landes,
Kanada, in dem sich auch der größte Teil der Bevölkerung zusammendrängt. Es