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14 Vom Unkraut unter dem betreide. 
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Book, Leschneh. Breslau 1888. 3. Veil. 2. Aht. 5. 13. 
Ess wird bunte Reibe gemacht; neben den grünen Halmen und 
Blattern des Meizens und Roggens leuehten die feurigen Blüten 
des Klatsehnnohns; die himmelblauen Kornblumen und purpurnen 
Raden; dazwischen steht noeh hunderterlei andereès kleines und 
grosses Gewaehs. Immer herzu! heilst es, hier ist noeh Raum 
da; hier gibt's lockere Erde und gut gedüngten Boden, hièör Sonnen 
sehein für alle, jeder hat freie Zehrung, 
Der Landmann mag aber die frewde Gesellsehaft nieht leiden 
und nennt sie Unkraut. 
Manehe von diesen Pflungehen wuchsen bereits früher im Lande, 
ehe das Getreide zu uns kam Der kleine gelbe Goldstern die 
LTaubnessel, Hungerblümehen, Erenpreis und Aeckerdisteln hatten 
sich seit langen Jahren anf den sonmnigen Dlätzen unseres Vater 
landes wohlbefunden, ehe jemand hbier Meizen oder Roggen zuete 
und erntete. 
Niun kam der Bauer mit Spaten und Pfhug, riss den Boden 
um und warf all die Blimehen und Kräuter über den Hausfen. 
Die einen verbrannte er mit Peuer, die anderen begrub er unter 
die Schollen. Nun meinte er, er habe sie alle verniehtet. Ur 
irrte sieh, sie Helsen sieh nieht so leicht von ihrem angeerbten 
Grund und Boden vertreiben. 
Prespen und Raden, Loleh und Ackersenf halten zieh lang— 
gestreekt wie das Getreide. Sie flielen mit ihren Genossen untfer 
Sichel und Sensen, kamen mit in dié Garben und dann in die 
Scheunen. Hier mischten sich ihre Samen unter die Roggen- und 
Weizenkörner, und wenn der Landmnann im Herbst oder im Prüb— 
jahr mit vollen Händen die Saat in die Purchen warf, so streute 
er selbst das Unkraut unter den Meizen. 
Aulser diesen Unkräutern, die als Urbewohner des Landes 
ihr Digentum gegen das fremde Getreide hartnäcekig verteidigen 
gind aber noch eine vieht geringe Anzahl anderer Pflanzen aus 
fernen Ländern eingewandert. Sie haben das Getreide auf seiner 
segensreiehen Wanderung um die Erde treulieh begleitet, und wo 
man Getreide suet, kommt aueh das eine oder andere Unkraut 
zum Vorsehein. In demselben Sack, in welebem unsere Vorfahren 
die Roggen- und Weizenkörner aus dem fernen Asien naeh Deutseh 
land brachten, Ratten ie, obne es zu merken, aueh Samen von 
Kornblumen, Mohn, Raden und Rittersporn, dazu noeh manches 
andere winzige und unscheinbare Körnehen, 
Der Landmann freut sich nicht über das Unkrant unter dem 
Getreide. Rr fũhert seit langen Jalron einen Vertilsungskrieg gegen 
dasselbe, olme es llig besiegen zu könnem
	        
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