§ 73. Küsten und Oberflächengestalt.
123
Gliederung. Asien bildet die größte zusammenhängende Landmasse, die es
ans der Erde gibt. Die Küsten sind zwar durch zahlreiche Meerbusen vielfach
gegliedert, doch zeigen auch die Glieder des Niesenerdteils noch gewaltige Größen:
Jede der drei südasiatischen Halbinseln ist 5 bis 6 mal so groß als das Deutsche
Reich. Der westlichste Vorsprung Asiens ist die Halbinsel Kleinasien. Diese
nähert sich an zwei Stellen dem Festlande von Europa bis auf ganz geringe
Entfernungen, nämlich am Bosporus oder der Straße von Konstantinopel und
an der Meerenge des Hellespont oder der Dardanellen, welche so nach den
festen Schlössern genannt ist, die diese wichtige Schiffahrtsstraße bewachen.
Dazwischen liegt das kleine Marmara-Meer, das seinen Namen einer darin
liegenden Insel verdankt. Im Süden scheiden drei Meerbusen des Indischen
Ozeans drei Halbinseln voneinander. Zwischen dem Roten Meer, das durch
die Meerenge Bab-el-Mandeb, d. h. Tor der Bedrängnis, mit dem Ozean
verbunden ist, und dem Arabischen Meerbusen liegt die Halbinsel Ära-
bien; der Meerbusen von Bengalen trennt Vorder- uud Hinterindien
voneinander. Die Ostküste zeigt die reichste Gliederung: Fünf Randmeere wer-
den durch Jnselbogen vom offenen Ozean getrennt. Die Alenten bilden die
Fortsetzung der Halbinsel Alaska und begrenzen das Beringsmeer. Das Ochots-
kische Meer wird durch die Halbinsel Kamtschatka und die Kurilen, das Japanische
Meer dnrch Sachalin und die Japanischen Inseln, das Ostchinesische Meer durch
Korea und die Riukiu-Jnselu, das Südchinesische Meer durch Formosa, die
Philippinen und Börneo umrahmt. Diese Jnselbögen sowie die Inseln des
Malaiischen Archipels gehörten einst zum Festland; sie wurden von demselben
durch Landeinbrüche getrennt. An den Bruchspalten drangen vulkanische Massen
an die Erdoberfläche; auf Kamtschatka, den Kurilen, den Japanischen Inseln
und dem Malaiischen Archipel befinden sich noch zahlreiche tätige Vulkane.
Oberflächengestalt. 1. Gewaltige Gebirgssysteme durchziehen vorwiegend
in westöstlicher Richtung das asiatische Festland. Den Kern des Erdteils
bildet das weite Gebiet von Zentralasien, das, vom Kap Deschnew, der
östlichsten Spitze Asiens, bis zum Amu und von dort bis Kanton sich er-
streckend, in Dreiecksgestalt fast zwei Drittel des Erdteils umfaßt. Zu mächtigen
Falten aufgepreßt, erscheint es als abwechselnd aus breiten Einsenknngen und
ansehnlichen Gebirgeu oder gewaltigen Hochrücken zusammengesetzt, während sich
an der Westecke wie eine Zitadelle die 4009 m hohe Pamirhochfläche erhebt,
von welcher die Gebirge nach Osten und Westen fächerförmig ausstrahlen.
Den Südrand von Zentralasien stellt der Himalaja, d. h. Schnee-
Wohnung dar, ein über 2200 km langes und 300 km breites Gebirge. In
ihrer ganzen Großartigkeit erscheinen seine gewaltigen Ketten von Indien her.
Reihen von schneebedeckten Bergen ragen über die dunkle, graugrüne Masse,
dnrch welche sich ungeheure Gletscher in die Täler hinabziehen. Die höchsten