§ 128. Pflanzen- und Tierwelt.
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höhung des Wasserstandes, Flut genannt. Aber auch an der entgegengesetzten
Stelle der Erde, sür welche der Mond im Nadir steht, tritt Flut ein, da hier
die Anziehung des Mondes geringer, daher die Wirkung der Zentrifugalkraft
größer ist. Zenith- und Nadirflut umlaufen die Erde in 24 h 50 m. Die
Höhe der Flutwelle beträgt auf dem offenen Meer ungefähr 2 m, in Binnen¬
meeren ist sie bedeutend geringer, sie steigt dagegen bis auf 20 in, wenn der
Flutstrom in eine sich verschmälernde Bncht eintritt. Auch die Sonne übt eine
Gezeitenbewegung aus, welche aber wegen der größeren Entfernung der Sonne
bedeutend geringer als die Mondflut ist. Treffen Sonnen- und Mondflut
aufeinander, also in der Konjunktion oder Opposition beider Gestirne, so
entsteht die Springflut; stehen Sonne und Mond in Quadratur, so entsteht
die taube Flut.
Physikalische Wirkungen des Meeres. Die Brandungswelle nagt
ständig an der Küste des Festlandes. In der Höhe des Seespiegels wird das
Ufer unterwaschen, wodurch in festen Gesteinen Höhlen entstehen können. Ist
dagegen die Uferwand leicht angreifbarer Lehm, wie größtenteils an der deutschen
Küste, so stürzen die oberen Partieen nach und bilden ein steiles Kliff, dem ein
flacher, mit Steinen oder Sand besäter Strand vorgelagert ist. (Siehe Abbil-
dung 24.) Durch dieses Übergreifen des Meeres auf das Land sind in früheren
geologischen Zeitaltern ganze Gebirgsländer allmählich abgetragen worden. Das
Meer arbeitet also ebenso wie das fließende Wasser an der Zerstörung des Landes.
Bedeutung für den Menschen. Das Vorhandensein eßbarer Tiere im
Meer hat die Küstenbewohner zu Fischern und zu Seefahrern erzogen. Die
Hochseefischerei spielt unter den Erwerbszweigen der Küstenbevölkerung eine
große Rolle. Seefische werden auch in großen Mengen dem Binnenlande
als Nahrungsmittel zugeführt. Durch seine vielen Gefahren wurde das Meer
eine Schule des Mutes und der Entbehrung. Heute haben die Meere eine
hervorragende Bedeutung als Träger des überseeischen Güteraustausches.
Seestaaten waren im Altertum und Mittelalter wie auch in der Neuzeit reiche
und mächtige Völker (Phönizien, Karthago, Griechenland — Spanien, Por¬
tugal — England, Deutschland).
V. Das Leben auf der Erde.
§128.
Pflanzen- und Tierwelt.
(Vergl. im Atlas die Karten über Pflanzen- und Tierverbreitung!)
Abhängigkeit vom Klima. Die organischen oder belebten Wesen,
d. h. die Pflanzen und Tiere, sind in einer sehr ungleichen Weise über die